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Die Faire Woche 2019 im Weltladen Osterstraße – ein Rückblick

Mehr Wertschätzung, mehr Unabhängigkeit, mehr Selbstbestimmung

Die Ausstellung „FAIRER HANDEL. MACHT. FRAUEN. STARK.“ wurde am 12. September im Rahmen der Faire Woche 2019 im Weltladen Osterstraße eröffnet. Die Besucher*innen tauchten in die Welt der starken Frauen des Fairen Handels ein. Mit Probierstationen, Infotafeln, einer Videostation sowie einem Vortrag – mit einem Erfahrungsbericht aus Südafrika – wurden neun Geschichten von den beeindruckenden Frauen im Fairen Handel erzählt. Der Faire Handel gilt seit jeher als wegweisend für die Gleichstellung der Geschlechter und das Empowerment von Frauen.

Unsere ehrenamtliche Mitarbeiterin, Magdalena, erzählt vor vollem Haus von unseren Handelspartnerinnen, Fotos: Bernd Willeke

Durch den Zugang zu Bildung für Mädchen und Frauen, die Chance Führungsrollen zu übernehmen, das Mitspracherecht in Entscheidungsprozessen, den gleichen Lohn für gleiche Arbeit und Sensibilisierungsworkshops zu traditionellen Gesellschaftsnormen, auch für Männer, wird im Fairen Handel Geschlechtergerechtigkeit gelebt. Der Faire Handel macht Frauen stark. Er bedeutet für die Produzentinnen in Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas mehr Wertschätzung, mehr Unabhängigkeit und mehr Selbstbestimmung. Die Geschichten unserer Handelspartnerinnen zeigen Produzentinnen in verschiedenen Lebenssituationen und damit auch die Vielfalt des emanzipatorischen Anspruchs des Fairen Handels.

 

Gleiche Chancen durch Fairen Handel

Unsere gemeinsame Reise startet in Zentralamerika bei APROLMA, der Frauen-Kaffeekooperative aus Marcala (Honduras). Von der Kaffeekirsche bis zur Tasse stellen die Frauen der Kooperative den Kaffee selbst her. Mit ihrem hochwertigen Produkt erkämpfen sie sich mehr Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Nebenan, im Südosten von Honduras ist La Sureñita, „Die Kleine aus dem Süden“, zu Hause. Ein Zusammenschluss aus drei Frauenkooperativen, die sich den Cashews widmen. Die Verarbeitung und Vermarktung von Cashewprodukten bieten den Frauen die einzigartige Chance, wichtiges Einkommen für ihre Familien zu erwirtschaften, eine aktive Rolle innerhalb der Gemeinschaften zu übernehmen und sich in jeder Hinsicht zu emanzipieren.

Einblicke in die Ausstellung „FAIRER HANDEL. MACHT. FRAUEN. STARK.“, Fotos: Magdalena Gassner

Weiter geht die Reise durch die Welt der starken Frauen im Fairen Handel mit einem Sprung auf den afrikanischen Kontinent, nach Marokko. Hier erfahren wir von dem wertvollsten Öl der Welt, dem Arganöl und den starken Berberinnen von Targanine, dem lokalen Frauennetzwerk. Die Mitgliedschaft in den Kooperativen versetzt die Frauen in die Lage erstmals eigenes Einkommen zu erwirtschaften und sich zu bilden. Auch auf der anderen Seite des Kontinents, in der Grenzregion zwischen Burundi, Ruanda und Tansania treffen wir starke Frauen. Hier stellt das soziale Unternehmen WomenCraft Körbe her. Die geflüchteten Korbflechterinnen sollen wirtschaftlich gestärkt und in ihrer Selbstständigkeit gefördert werden. Im Königreich Eswatini (ehemals Swasiland), im Süden Afrikas, bauen sich alleinerziehende Frauen bei Eswatini Kitchen eine Existenz auf. Sie stellen nach eigenen Rezepten aus lokalen Obst- und Gemüsesorten Chutneys und Marmelade her. Frauenförderung bedeutet für sie, dass Frauen Verantwortung übernehmen, Entscheidungen treffen und aktiv an der Führung des Betriebes teilnehmen. Das Nachbarland Südafrika haben Weltladen-Mitarbeiterinnen selbst bereist, unter ihnen auch unsere Geschäftsführerin Christiane Baum. Sie erzählt von den Frauen des Upcyclingprojekts All Women Recycling. Hier stellen Frauen nicht nur Produkte her, sondern bauen sich auch eine eigene Existenz auf.

Unsere Geschäftsführerin, Christiane Baum, erzählt von ihrer Reise nach Südafrika, Foto: Bernd Willeke

Im Westjordanland beteiligt sich die Fair-Handels- und Vermarktungsorganisation Canaan Fair Trade an einem Mikrokreditprogramm für Frauen, die ein Gewerbe aufbauen möchten. Um Shehadeh ist Mitglied einer Frauenkooperative, die u.a. sonnengetrocknete Tomaten herstellen. Sie zeigt, wie mit gemeinsamer Arbeit echter Fortschritt aus ländlich geprägten Gemeinschaften entstehen kann. Shehadeh wurde 2010 als einzige Frau in den Vorstand der Palestine Fair Trade Association gewählt. In Nepal hingegen schlossen sich schon 1975 einige Frauen zusammen, die den Status Quo verändern wollten. Heute stärken sie als Women’s Skills Development Organization Frauen, die mit sozialen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten konfrontiert sind. Die Frauen bekommen die Möglichkeit einer sorgfältigen Ausbildung rund um den Produktionsprozess der Baumwollprodukte. Anschließend werden sie fest angestellt, um sich ihr Einkommen selbstbestimmt erwirtschaften zu können. Auf der Insel Sri Lanka spinnen, flechten, färben und knüpfen seit den 1980ern Frauengruppen in kunstvoller Handarbeit Fußmatten aus der Kokosfaserhülle. Die rund 100 Handwerkerinnen haben sich unter dem Namen Graswurzel als selbstständige Kleinunternehmerinnen zusammengeschlossen. Ihre Produkte werden zu einem großen Teil über den Fairen Handel in den Weltläden verkauft.

Besucher*innen konnten Cashews, sonnengetrockneten Tomaten und Chutneys direkt probieren, Fotos: Bernd Willeke

Aus erster Hand vom Empowerment erfahren

Doch nicht nur wir erzählen diese Geschichten im Weltladen. In diesem Jahr konnten wir im Rahmen der Fairen Woche auch zwei der starken Frauen persönlich begrüßen: Marthe Uwiherewenimana, Produzent*innenvertreterin der Kaffee-Kooperative aus Ruanda und die Kaffeeproduzentin Dolores Cruz Benitez von APROLMA, der Frauenkooperative aus Honduras.

Produzent*innenvertreterinnen zu Besuch im Süd-Nord-Kontor in Hamburg, Foto: EL PUENTE / Michael Sommer

Dolores Cruz Benitez ist die Koordinatorin der Röstprojektgruppe bei APROLMA. Der Kaffee von Frauen sorgt dafür, dass „praktisch der komplette Mehrwert, der damit verbunden ist, hier in unserer Organisation bleibt. Jetzt sind wir sehr stolz, die ersten Kaffeebäuerinnen in Honduras zu sein, die diesen Kaffee nach Europa exportieren.“, berichtet die Koordinatorin aus Honduras.

Dolores Cruz Benitez (links) und Marthe Uwiherewenimana (rechts) berichten von ihren hochwertigen Kaffees, Fotos: EL PUENTE / Michael Sommer

Marthe Uwiherewenimana ist seit 2010 Mitglied bei KOPAKAMA und seit 2017 Präsidentin des Aufsichtsrates. Marthe ist der Kaffee-Kooperative beigetreten, weil sie sich als Kaffeebäuerin mit anderen austauschen und zusammenarbeiten wollte. Ihr Ziel war es, die Kaffeeproduktion zu steigern und gemeinsam einen Markt für Kaffee zu finden. Die Kooperative hat sich Gleichberechtigung von Frauen auf die Fahne geschrieben und wird zurzeit von einer Frau geleitet. Dazu sagt Marthe: „Die Förderung von Frauen ist sehr wichtig, um ihnen die gleichen Chancen wie Männern zu geben. In einigen Ländern Afrikas ist die Arbeitsaufteilung noch stark von Männern geprägt, während Frauen bei den Entscheidungen dazu ausgeschlossen sind.“

Die Produkte der Ausstellung und die Geschichten finden Sie auch weiterhin bei uns im Weltladen Osterstraße. Und nicht vergessen: Gleiche Chancen durch Fairen Handel!

Informationen zur Ausstellung „FAIRER HANDEL. MACHT. FRAUEN. STARK.“

Veranstalter: Aktionszentrum 3. Welt e.V. (AZ3W)

Kooperationspartner: Weltladen Osterstraße

Gefördert mit Mitteln der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung (NUE), des Kirchlichen Entwicklungsdiensts der Nordkirche (KED) und der EL PUENTE Stiftung.

Weitere Informationen zur Fairen Woche finden Sie unter www.fairewoche.de