Um Shehadeh und Itaf Sadiq Ormeyeh bei der Tomatentrocknung (Fotos: weltpartner.de)

Sonnengetrocknete Tomaten von starken Frauen

Die Fair-Handels- und Vermarktungsorganisation Canaan Fair Trade unterstützt benachteiligte palästinensische Gemeinschaften im ländlichen Raum, damit diese ihren Lebensunterhalt und ihre Kultur aufrechterhalten können. Um dies zu gewährleisten, werden direkte Arbeitsbeziehungen mit den Gemeinschaften aufgebaut. Die im ganzen Westjordanland verstreut lebenden Kleinbäuer*innen werden durch die Palestine Fair Trade Association beraten. Canaan Fair Trade unterstützt den Vertrieb von Olivenöl, Mandeln, Sesam, Honig oder Tomaten im Fairen Handel. Mittlerweile gibt es 43 Olivenöl-Genossenschaften und 8 Frauenverbände im Umfeld von Canaan. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette werden faire Preise gezahlt, um nachhaltige Verbesserungen des Lebensstandards zu ermöglichen. Neben Fair-Trade- und Bio-Prämien, Maßnahmen zur Verbesserung von Produktionsprozessen und der Produktqualität sowie Knowhow-Transfer bezüglich nachhaltiger Anbaumethoden und der Umstellung auf Bio-Landbau, beteiligt sich Canaan an einem Mikrokreditprogramm für Frauen, die ein Gewerbe aufbauen möchten. Die von der Sonne getrockneten Tomaten kommen von Frauen aus verschiedenen Kooperativen im Westjordanland.

Mut zur Selbstständigkeit

Itaf Sadiq Ormeyeh ist seit 2005 Mitglied in der produzierenden Frauenkooperative in Faqu‘a. Im Jahr 2010 haben sie und die anderen Frauen einen großen Schritt gewagt: Sie mieteten ein kleines Haus, um dort sonnengetrocknete Tomaten herstellen und an Canaan Fair Trade verkaufen zu können. Das Geheimnis des leckeren Geschmacks dieser Tomaten liegt nicht nur darin, dass sie von lokalen Bäuerinnen aus biologischem Anbau stammen, sondern auch darin, dass Frauen wie Itaf Sadiq Ormeyeh jede Tomate sorgfältig per Hand auswählt, bevor sie gewaschen, geschnitten, in der Sonne auf Matten getrocknet und mit Meersalz bestreut wird. Während Itaf Sadiq Ormeyeh die perfekten, reifen Tomaten aussortiert, antwortet sie auf die Frage nach den Vorteilen der neuen Situation für sie:

Itaf Sadiq Ormeyeh bei der Tomatentrocknung (Foto: weltpartner.de)

„Für mich persönlich zählt am meisten, dass ich mich nicht mehr zu Hause wie gefangen fühle. Jetzt gehe ich jeden Tag nach draußen, spreche mit den Menschen und freue mich über den Sinn meiner Arbeit und meines Lebens. Auch fragen mich die Leute immer nach den Tomaten und nach neuen Projekten, an denen ich gerade arbeite. Dies gibt mir ein richtig gutes Gefühl.“

(Itaf Sadiq Ormeyeh, Mitglied Frauenkooperative in Faqu‘a)

Wie die meisten Frauen in der Kooperative in Faqu’a genießt auch Itaf Sadiq Ormeyeh die Vorteile der Gemeinschaft.

Geboren im Flüchtlingslager Jenin, stammt Um Shehadeh ursprünglich aus dem Dorf Zar’in bei Haifa. Ihre Eltern stammen aus einer bäuerlichen Gemeinschaft, doch die politische Realität machten es ihnen unmöglich ihre landwirtschaftliche Tradition fortzusetzen. Um Shehadeh belebt sie nun wenige Kilometer vom Flüchtlingslager entfernt im Dorf Burqin wieder. Neben dem Anbau lokaler Sorten von Zucchini, Kürbis und Gurken stellt sie sonnengetrocknete Tomaten, Maftoul und Bio-Olivenölseife mit den anderen Frauen in ihrem Dorf her.

Als Um Shehadeh der Frauenkooperative von Burqin und der Palestine Fair Trade Association (PFTA) beitrat, nahm sie an einem Englischkurs teil. Dort entdeckte sie, dass sie Talente hat. Daraufhin kandidierte Um Shehadeh im Mai 2010 für die Wahlen der PFTA und wurde als einzige Frau in den Vorstand gewählt. Um Shehadeh sagt:

„PFTA und Canaan Fair Trade schaffen eine neue kulturelle Atmosphäre für Frauen. Ich engagiere mich in meiner Gemeinschaft auf eine Art und Weise, von der ich vorher nicht gedacht hätte, dass ich es könnte. Die Unterstützung meiner Kooperative zeigt mir: Ich bin Produzentin und Teil einer Bewegung, die durch landwirtschaftliche Arbeit Fortschritte macht.“

(Um Shehadeh, Mitglied der Frauenkooperative von Burqin)

Um Shehadeh bei der Tomatentrocknung (Foto: weltpartner.de)

Viele mögen denken, dass die Stärkung der Frauen aus dem städtischen Kontext kommen muss. Die beiden Frauen sind ein gutes Beispiel dafür, wie echter Fortschritt aus ländlich geprägten Gemeinschaften und durch die gemeinsame Arbeit entstehen kann. Für sie und die anderen Frauen der Kooperativen ist Unabhängigkeit nun kein weit entferntes Ziel mehr.

Der Faire Handel bedeutet für die Frauen:

  • persönliche & wirtschaftliche Unabhängigkeit
  • Selbstermächtigung & Weiterbildung
  • Teil einer starken Gemeinschaft zu sein

Weitere Informationen zu den Handelspartnerinnen und ihren Produkten finden Sie bei der Fair-Handels-Importorganisation WeltPartner und natürlich bei uns im Weltladen.

Quelle: WeltPartner, Canaan Fair Trade