Wir sammeln ausgediente Handys

Wir möchten mit der Sammel-Aktion auf die Schattenseiten des Smartphone-Booms aufmerksam machen und zu einem reflektierten Umgang mit Handys und Smartphones anregen.

Die lokalen Medien berichteten.

 

In Deutschland liegen rund 124 Millionen Handys ungenutzt in Schubladen und mit ihnen tonnenweise wertvolle Rohstoffe wie Kupfer, Gold, Kobalt oder Platin. Diese einzusammeln ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll. Denn damit werden Rohstoffe wiedergewonnen, die im Kongo oder anderen Teilen der Welt oft unter unmenschlichen und umweltzerstörenden Bedingungen abgebaut werden. Die in Deutschland herumliegenden Handys enthalten 1.116 t Kupfer, 474 t Kobalt, 18,6 t Silber, 3,1 t Gold und viele wertvolle seltene Erden.

Die Handy-Aktion ist Teil der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes Baden-Württemberg. Schirmherr der Aktion ist MdL Franz Untersteller, Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. Projektpartner aus Kirchen und Zivilgesellschaft unterstützen die Aktion, die in Kooperation mit der Telekom durchgeführt wird.

Zum Trägerkreis der Aktion gehören Ev. Landeskirchen in Baden und Württemberg, Diakonisches Werk Württemberg mit Brot für die Welt, Zentrum für Entwicklungsbezogene Bildung (ZEB), Deutsches Institut für ärztliche Mission (Difäm), Ev. Jugendwerk in Württemberg (EJW), Aktion Hoffnung Rottenburg-Stuttgart, Dachverband Entwicklungspolitik B.-W. (DEAB) und das Entwicklungspädagogische Zentrum (Epiz).

Die erste Sammelaktion wurde 2013 vom Difäm in Tübingen durchgeführt. Den Anstoß dazu gab der kongolesische Arzt und Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege, der die verheerenden Menschenrechtsverletzungen in den Minen im Ost-Kongo aus eigener Anschauung kennt.

Die Sammelboxen gehen an die Telekom, die sie an zertifizierte Recyclingfirmen weiterleitet. Diese sortieren funktionsfähige Handys aus, reparieren sie und verkaufen sie weiter. Das sind immerhin ca. 10-15%. Vor der Weiterverwendung werden alle Daten in einem DEKRA-zertifizierten Prozess gelöscht. Nicht mehr funktionsfähige Handys werden fachgerecht recycelt. SIM-Karten und Speicherkarten sollten vor dem Einwurf in die Sammelbox entfernt werden.

Für jedes Handy wird ein fester Betrag gezahlt, zurzeit 50 Cent. Diese Gelder kommen drei Projekten zu Gute: Einem Ausbildungsprojekt in Äthiopien, einem Projekt zur Klimaanpassung in Uganda und einem Projekt für Gesundheitsschutz in der Demokratischen Republik Kongo. Die Projekte werden im Flyer der Aktion näher beschrieben.

Seit 2015 konnten über die Aktion 90.000 Handys entsorgt und recycelt werden.

Das smarte Phone ist alles andere als smart. Der Smartphone-Boom hat seine Schattenseiten.

Rohstoffgewinnung: 60 verschiedene Rohstoffe werden in Smartphones verbaut. Der Abbau hat viele umweltschädigende und gesundheitsgefährdende Auswirkungen. Besonders schlimme Auswirkungen sind beim Abbau im Kongo, in Peru oder Bolivien zu beobachten. Um an die Bodenschätze zu kommen, werden Menschen vertrieben und ermordet. Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen um die gefragten Rohstoffe ziehen die betroffenen Regionen oft ins Chaos.

Fertigung: Ein Großteil der Fertigung erfolgt in chinesischen Fabriken, wo 1,3 Millionen Menschen unter oft unmenschlichen Bedingungen und für minimale Löhne arbeiten. Zwei Milliarden Handys und Smartphones werden dort jährlich hergestellt.

Nutzung: In Deutschland werden jährlich etwa 24 Millionen neue Smartphones verkauft. Nutzungsdauer im Durchschnitt 18 Monate, dann wird wieder ein neues gekauft. 98% der Jugendlichen über 14 Jahren besitzen ein Smartphone.

Entsorgung: 100 000 t Elektroschrott werden jedes Jahr von Deutschland in andere Länder verschoben, vor allem nach Ghana. Durch die Giftstoffe auf den Müllhalden und in den Geräten werden dort viele Menschen krank.

Was kann jede und jeder tun?

Es ist schon viel gewonnen, wenn Handys länger genutzt, nach Möglichkeit repariert und auf jeden Fall durch die Sammelaktion einem fachgerechten Recycling zu geführt werden.

Wenn der Kauf eines neuen Smartphones ansteht, kann überlegt werden, ob nicht auch ein gutes gebrauchtes Smartphone zu bekommen ist. Es gibt auch Faire Mobiltelefone als Alternative zu herkömmlichen Produkten. Durch ihre modulare Bauweise sind sie besonders reparaturfreundlich.

Zwei gut entwickelte Angebote – inklusive Rücknahmesystem – sind: fairphone und shiftphone. Links: https://de.wikipedia.org/wiki/Shiftphone und https://de.wikipedia.org/wiki/Fairphone. Dort finden sich weiterführende Links, auch zu den Herstellern.

www.handy-aktion.de