Faire Kostbarkeiten zu Weihnachten – Silberschmuck aus Mexico
Es beginnt im Jahre 2012 in Reutlingen. Ein junges, hochmotiviertes Team von Studierenden der Business School verbringt im Rahmen des Studienprogramms zwei Jahre in Puebla, Mexiko. Dort begeistern sich die jungen Frauen 2012 für die Stadt Taxco mit dem berühmten Silbermarkt, lernen Herstellerfamilien kennen, so auch Eliuth Castanêda und seine Familie.
Seit mehr als 40 Jahren ist Eliuth Castanêda als Silberschmied tätig. Der Familienvater hat sich auf die Herstellung schlichter, zeitlos-eleganter Schmuckstücke spezialisiert, die er in einer eigenen kleinen Manufaktur herstellt. Eine Armkette hat er „Tomatillos de plata“ genannt, die silberne Andenbeere. Wie die Tomatillos am Strauch, Grundlage für die scharfe Salsa verde (grüne Soße), so sind an der Armkette kleine silberne Kugeln aneinandergereiht.
In einem aufwendigen Prozess stellt Eliuth zunächst Sterlingsilber her. Die Legierung aus 92 % Silber und 8 % Kupfer ist ideal für die Schmuckherstellung. Nach dem Auswalzen des Silberblechs werden kleine Kugeln ausgestanzt und nach einem Lötvorgang auf eine ebenfalls selbst gefertigte Silberkette gezogen.
Schon 1528 begann der Silberabbau in Taxco in der Sierra Madre del Sur, Mexiko. Weltbekannt wurde Taxco in den 1930er Jahren. Der Silberkünstler William Spratling begann, Schmuck aus Silber statt Gold herzustellen. Nach seinem Vorbild entstanden neue Werkstätten. Heute sind in Taxco 1000 Silberschmieden registriert. Dazu befinden sich in dem Ort rund 250 Silbergeschäfte, wobei die meisten Kleinunternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten sind.
Trotz dieser jahrhundertelangen Tradition wird es in Taxco immer schwieriger, auf dem lokalen Markt angemessene Preise zu erhalten. HändlerInnen auf dem heimischen „tianguis“ (wöchentlicher Silbermarkt) wollen Silberschmuck zu einem geringen Preis einkaufen, um ihn dann an touristischen Orten teuer zu verkaufen.
Die Studierenden der Betriebswirtschaftslehre Reutlingen beschließen den Fairen Handel mit Silberschmuck. Pakilia, in der Sprache der Ureinwohner „Freude geben“, wird gegründet.
Das Fair-Handels-Unternehmen setzt ausschließlich auf langfristige und zuverlässige Handelspartnerschaften. Durch den engen Kontakt, den das Team von pakilia zu Eliuth und 20 weiteren Silberschmied-Familien in Taxco hat, konnte das Team direkt erfahren, wie stark die KunsthandwerkerInnen von wirtschaftlichen Einbrüchen infolge der Pandemie, aber auch der Drogenkriege etc., getroffen wurden.
Der Faire Handel ist die Chance, um wieder Einkünfte zu erzielen. So bestellte das pakilia-Team in Zeiten der Pandemie trotz ausgefallener Messen und geschlossener Weltläden weiterhin in vollem Umfang Waren bei seinen HandelspartnerInnen. Bei dem fair gehandelten, einzigartigen Silberschmuck wird überdies großer Wert auf die Herkunft der Rohstoffe gelegt.
Da die Kunsthandwerkerfamilien keinen Zugang zu fair zertifiziertem Silber haben, zudem die Mine der Stadt Taxco mittlerweile erschöpft ist, setzen sie inzwischen auf Recycling und beziehen das wiederaufbereitete Silber aus den Minen des Nachbarbundesstaates Zacatecas. Schnittreste, nicht Gelungenes etc. werden wieder eingeschmolzen und neu verarbeitet, sogar Polierstaub. Auf diese Weise werden die Silberreserven Mexikos geschont und es wird ein Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet. Der Preis für recyceltes Silber orientiert sich, wie neu abgebautes Silber, am börsennotierten Weltmarkt. Wegen der Preisschwankungen werden die KunsthandwerkerInnen regelmäßig vor große Herausforderungen gestellt. pakilia setzt auf Vorfinanzierung und damit Planungssicherheit. Angemessene Preise und regelmäßiger Absatz sorgen dafür, dass die Künstler-Familien inzwischen gut von ihrer Arbeit leben können.
(Nähere Infos: www.pakilia.com)
Die kleinen Silberschmiede-Werkstätten in Taxco haben jeweils ihren eigenen Stil. Immer neue Designs und
Kleinserien werden entwickelt. Besonders beliebt sind Kettenanhänger, Ohrringe „laberinto espiral“ und „arbol de la vida“ (Lebensbaum).
