„Das steht Dir super!“ – „Hm, ich find‘s ein bisschen lang.“ – „Dann lass mich mal anprobieren.“ Eine freundliche, entspannte Atmosphäre lag in der Luft, als sich am letzten Samstag etwa 40 Frauen (und ein Mann) zum Kleidertausch im ALL IN in Gelnhausen trafen. Frauen ganz unterschiedlichen Alters, die ihre Garderobe ergänzen wollten und gleichzeitig Ressourcen schonen. Jede Teilnehmerin brachte bis zu 10 getragene Teile mit und konnte beliebig viele mit nach Hause nehmen. Highlights waren die gemeinsame Anprobe mit gegenseitiger Beratung im geräumigen Umkleideraum und die Gespräche bei bio-fairem Kaffee, Tee und Gebäck in den gemütlichen Sitzecken. Fünf große Tische und sechs Kleiderständer waren beladen mit ehemals geliebten Schätzen, so dass die Auswahl nicht leicht fiel. Mit prall gefüllten Taschen verließen einige Frauen die Veranstaltung. „Ich komme auf jeden Fall im Herbst wieder“, war ein häufig geäußerter Abschiedsgruß.

Kleidung, die nicht getauscht werden konnte, wurde von den Organisatorinnen an das Rote Kreuz gespendet. „Die Geldspenden gehen nach Abzug der Unkosten an INKOTA, eine Organisation, die sich für die Rechte von Frauen in der Textilindustrie einsetzt. Denn die Zustände dort sind nach wie vor katastrophal“, so Dorothee Schäfer-Bier vom Weltladen Gelnhausen.

So werden im konventionellen Anbau von Baumwolle noch immer massive Umweltschäden hervorgerufen und gesundheitsschädigende Arbeitsbedingungen in Kauf genommen. Bis zum fertigen Kleidungsstück ist das Material durch zahlreiche Hände in vielen Ländern gegangen. Hände, die zu Menschen gehören, die von ihrer Arbeit kaum leben können, die ausgebeutet werden und gesundheitliche Schäden erleiden. Für einen Schleuderpreis erworben, wird das Kleidungsstück häufig nach kurzem Gebrauch wieder entsorgt. Dann setzt es seine umweltschädigende Existenz fort: Fast die Hälfte der entsorgten Kleidung landet auf Deponien wie z. B. den endlosen Altkleider-Bergen in der chilenischen Atacama-Wüste.

Das muss nicht so sein. Kleidung kann lange getragen werden – auch von mehreren Besitzer:innen. Und sie kann fair und ökologisch produziert werden. Es gibt z. B. allein im afrikanischen Mali mehr als 1000 Baumwollfarmer, die sich dem Fairtrade-System angeschlossen haben. Umwelt- und Arbeitsschutz sind in ihren Betrieben selbstverständlich, dafür erhalten sie für ihre Baumwolle einen Fairtrade-Mindestpreis, der um 1/3 über den üblichen Preisen liegt. Das ermöglicht ihnen Planungssicherheit und Investitionen in Bildung und Gesundheit. Sie können von der Baumwoll-Monokultur zur Fruchtfolge zurückkehren, neben Baumwolle also Nutzpflanzen für den Eigenbedarf wie Hirse, Mais u.ä. anbauen. In solchen ökologischen Mischkulturen wird Bewässerung und chemischer Pflanzenschutz überflüssig, für Menschen und Umwelt ein Gewinn. Und die vielen weiteren Hände, durch die das fertige Kleidungsstück gegangen ist? Sie alle profitieren, denn faire und ökologische Bedingungen entlang der gesamten Lieferkette sind im Fairen Handel selbstverständlich.