Im Rahmen der Fairen Woche durften wir kürzlich Dr. Florian Herrmann, Leiter der Bayerischen Staatskanzlei und Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten und Medien, sowie Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher begrüßen. Nach einer Besichtigungsrunde im Laden übernahm der Leiter der Bayerischen Staatskanzlei eine kurze Verkaufsschicht bei uns. Den frisch gebrühten Segelespresso genossen dann alle draußen, da sich coronabedingt nicht so viele Menschen gleichzeitig im Laden aufhalten konnten.
Anschließend fand im St. Georg Haus noch eine interessante Diskussionsrunde mit Vertretern des Fairen Forums Freising statt. Dr. Herrmann, der vom Eine-Welt-Netzwerk Bayern auch „Bayerns Eine Welt Minister“ genannt wird, würde derzeit gern mehr auf dem Gebiet der internationalen Entwicklungszusammenarbeit machen, wie er sagte, aber Corona überlagere derzeit alles. Er sprach sich aber deutlich für Fairen Handel aus:
„Wir brauchen Handel, und er muss fair sein.“„Wir müssen uns klar machen, dass man mit relativem kleinen Aufwand recht große Auswirkung erzielen kann.“
Vertreter des Fairen Forums warben um Unterstützung für ihre Arbeit auf kommunaler Ebene: Oft könnten keine fairen oder ökologischen Produkte von kommunaler Seite gekauft / eingesetzt werden, da deren Einsatz durch staatliche Vorgaben oder Normen erschwert würden. Oberbürgermeister Eschenbacher führte hier das Beispiel Papier an. Jedes Papier mit blauem Engel erfülle nicht die für die Verwaltung vorgeschriebene DIN-Norm. Hier baten sie um den Abbau von Hürden.
Zum Thema Lieferkettengesetz fragte Herrmann die Freisinger Fairtrade-Experten: „Wo ist für Sie die rote Linie beim Lieferkettengesetz? Wo würde es seine Schlagkraft verlieren?“ Für Heide Hoffmann, eine der beiden Sprecherinnen des Fairen Forums, war die Antwort klar: „Verbindlichkeit.“ Und sie betonte, kein/e Firmenchef*in stünde durch das Lieferkettengesetz mit einem Bein immer im Gefängnis, wie manche gern als Gegenargument anführten. Bei einer langen Lieferkette könne immer etwas schief gehen. Aber die Verantwortlichen müssten wenigsten in dem Rahmen, in dem sie Einfluss haben, diesen auch ernsthaft nutzen müssen. Auch Oberbürgermeister Eschenbacher unterstrich, wie wichtig die Sorgfaltspflich hierbei sei. Derzeit seien die Firmen, die freiwillig auf eine saubere Lieferkette achteten, im Nachteil, erläuterte Hoffmann, da sie Mehrkosten tragen müssten, welche sich die Mehrzahl deutscher Firmen noch spare. Im Sinne einer Chancengleichheit müsse es hier einheitlicher zugehen. Hoffman bat Dr. Herrmann darum, bei der CSU für ein schlagkräftiges Lieferkettengesetz zu werben.
Und „Bayerns Eine Welt Minister“ stimmte zu, dass bei der freiwilligen Lieferkettenkontrolle deutscher Firmen noch „Luft nach oben“ sei und zeigte sich zuversichtlich, dass die Wirtschaft flexibel genug sein dürfte, sich einem Lieferkettengesetz anzupassen.