Fensteraktion zum Lieferkettengesetz im Weltladen Freising
Überall auf der Welt treiben derzeit Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie Menschen an den Rand der Existenz. Doch nicht überall auf der Welt dürfen Menschen und Unternehmen auf Schutzschirme und staatliche Hilfe hoffen, die ihre Schwierigkeiten abmildern könnten.
Blick ins Schaufenster, Blick in die Welt
Eigentlich wollten Aktive aus dem Weltladen Freising am Wochenende auf dem Markt als streikende Osterhasen für ein Lieferkettengesetz protestieren. Da dies aktuell nicht möglich ist, haben sie kurzerhand ein Ladenfenster umdekoriert. Der Blick in den Spiegel, welcher in einem roten Rahmen hängt, lädt Passant*innen ein, sich für einen gesetzlichen Rahmen zu positionieren, mit dem Unternehmen verpflichtet werden, auch im Ausland Menschenrechte und Umweltstandards zu achten.
Deshalb die Einladung und Bitte: Machen Sie ein Foto von sich, wie Sie in den gesetzlichen Rahmen für Menschenrechte und Umweltstandards (also das Fenster) schauen. Teilen Sie dieses in Ihren Social-Media-Kanälen mit dem Hashtag #Lieferkettengesetz und dem Aufruf, die Petition zu unterzeichnen, um so gemeinsam mit uns für ein Lieferkettengesetz und weltweite Solidarität einzustehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel soll aufgefordert werden, noch in dieser Legislaturperiode ein Lieferkettengesetz auf den Weg zu bringen. Hier geht es zur Petition.
Der Weltladen Freising will auf die Situation von Menschen im Globalen Süden aufmerksam machen. Denn diese sind häufig in vielerlei Hinsicht deutlich schlechter abgesichert als wir es hier in Europa oder Deutschland gewöhnt sind: Sozialversicherung? Kurzarbeitergeld? Arbeitslosengeld? Fehlanzeige. Informelle Arbeitsverhältnisse und schlechte Gesundheitsversorgung gehören zum Alltag. Dazu kommt noch, dass aufgrund der weltweiten wirtschaftlichen Lage, viele Firmen ihre Produktion zurückfahren. Das trifft dann nicht nur Menschen in Deutschland, sondern um ein Vielfaches mehr Menschen aus dem Globalen Süden. Das INKOTA-Netzwerk berichtet, dass beispielsweise viele Arbeiter*innen in der Schuh- und Textilproduktion von heute auf morgen ihr Einkommen verloren haben, weil Unternehmen aus Deutschland, Italien und China ihre Aufträge stornieren. „Auch im Kakaoanbau könnte sich die Pandemie in den kommenden Monaten negativ auswirken: Der Weltmarktpreis für Kakao ist infolge der Krise innerhalb weniger Wochen um 20 Prozent in den Keller gestürzt. Wenn dieser Trend weitergeht, könnte die Armut von Kakaobauernfamilien zunehmen – die schon jetzt eine der Hauptursachen für ausbeuterische Kinderarbeit ist.“ (INKOTA-Newsletter vom 31.03.2020)
Für die Aktiven des Weltladen Freising ist klar: „Die Corona-Krise lässt sich nur gemeinsam lösen. Solidarität heißt auch weltweite Solidarität.“ Dazu gehört auch weiterhin die Forderung nach einem Lieferkettengesetz. Dieses würde dafür sorgen, dass Unternehmen entlang der gesamten Lieferkette Verantwortung übernehmen müssen – auch für die Arbeitsbedingungen ihrer Angestellten im globalen Süden.
Warum das Ganze?
Viele deutsche Unternehmen lassen in Billiglohnländern unter menschenunwürdigen Bedingungen produzieren – damit die Produkte bei uns so wenig wie möglich kosten. Doch die Arbeiter*innen dort zahlen den Preis für unsere Fast Fashion. Da es mit dem Mittel der freiwilligen Selbstverpflichtung bisher nicht gelungen ist, die Unternehmen zur Einhaltung von Menschenrechts- und Umweltstandards auch außerhalb von Deutschland zu bewegen, muss das gesetzlich geregelt werden – mit einem sogenannten Lieferkettengesetz. Ziel ist die Verpflichtung der Konzerne auf Respektierung der Menschenrechte und Vermeidung von Umweltzerstörung in der kompletten Lieferkette von der Produktion der Rohstoffe bis zur Vermarktung der Produkte. In der EU und europäischen Nachbarländern sind gesetzliche Rahmenbedingungen bereits geschaffen worden, in Deutschland zögert die Bundesregierung (besonders der Bundeswirtschaftsminister) und setzt weiter auf Freiwilligkeit der Unternehmen. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat sich aber, wie auch einige Unternehmen, bereits für einen gesetzlichen Rahmen ausgesprochen.