Jeden Tag erreichen uns Nachrichten von der immer schlimmer werdenden Situation in der Ukraine. Damit ist unsere Solidarität mit den vom Krieg betroffenen Menschen gefragt, zugleich aber dürfen die Menschen im globalen Süden nicht vergessen werden.
Mit dem Motto „MÄCHTIG unfair“ machen die Organisationen des Fairen Handels am Weltladentag erneut auf die ungleichen Machtverhältnisse entlang der globalen Lieferketten aufmerksam und knüpfen an die vergangenen Aktionen an.
Wir freuen uns, dass auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit im Welthandel 2021 zwei wichtige Meilensteine erreicht wurden:
So tritt das in Deutschland beschlossene „Lieferkettengesetz“ am 1. Januar 2023 in Kraft und verpflichtet bestimmte Unternehmen erstmals
menschenrechtliche Sorgfaltspflichten zu beachten.
Leider ist dieses Gesetz in vielen Punkten unzureichend, aber erfreulicherweise hat die EU-Kommission am 23. Februar 2022 einen Richtlinienentwurf für ein EU-Lieferkettengesetz vorgelegt, der in vielen Punkten deutlich über das deutsche Gesetz hinausgeht. Wir fordern die Bundesregierung auf, diesen Entwurf konstruktiv zu unterstützen.
Ein zweiter Meilenstein ist das „Gesetz gegen unfaire Handelspraktiken“. Es untersagt z. B. dass Unternehmen kurzfristig Lieferungen stornieren oder einseitige Änderungen in Lieferverträgen vornehmen können. Auch dieses Gesetz muss dringend verbessert werden, denn es verhindert z.B. nicht, dass Unternehmen und Lieferanten den Produzenten Preise unterhalb der Produktionskosten aufzwingen. So ist z.B. der EU-Einfuhrpreis für Bananen zwischen 2013 und 2018 um 20 % gesunken und viele kleinere Bananenproduzenten mussten aufgeben.
Die Abgeordneten im Bundestag haben sich 2021 darauf verständigt, dass dieses Gesetz 2023 überprüft werden soll und da das auch im Koalitionsvertrag vorgesehen ist, hoffen wir auf eine verbesserte Neufassung. Diese müsste u.a. auch eine unabhängige Preisbeobachtungsstelle vorsehen. Damit würde ein weiterer Schritt auf dem Weg zu gerechteren Löhnen möglich und dem Artikel 23 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte Rechnung getragen: „Jeder, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert …“
Bundesweit setzen sich 900 Weltläden täglich für mehr globale Gerechtigkeit ein – wir auch!