Einen Liter Nestlé-Wasser in der Plastikflasche für einen Euro für die einen, Säfte, Schorlen und sauberes Leitungswasser kostenlos für die anderen – ist das gerecht?

Das Global Dinner, das am 20.9.2019 im Rahmen der Fairen Woche in der VHS in Freising stattfand, brachte die Welt an einen Tisch. Gemeinsam aßen die Teilnehmenden dieses kritisch-kulinarischen Experiments zu Abend.

Die Ausgangsbedingungen waren jedoch sehr unterschiedlich. Zweidrittel der Besucher und Besucherinnen mussten sich zum Abendessen mit einer Suppe aus Reis und Bohnen begnügen, Wasser gab es für sie ausschließlich gegen Bezahlung. Davon wurde knapp die Hälfte satt, würde wohl dennoch an Mangelernährung leiden, die andere hatte nach wie vor Hunger und Magenknurren. Dem anderen Drittel wurde eine Vielfalt an Gerichten geboten; von Avocado bis Quinoa – für sie war nichts zu teuer. Am Tisch saßen die Gruppen zwar gemeinsam, aber getrennt durch eine symbolische Mauer.

Eine Teilnehmerin berichtete: „Ich hatte das Gefühl, die anderen [Reichen] wollten gar nicht mit uns kommunizieren.“ Aber auch einige der Reichen hatten im Gespür, dass es hier nicht ganz korrekt abläuft und formulierten ihr schlechtes Gewissen. Das Gefühl der Ungerechtigkeit und teilweise der Arroganz der 30% Reichen ließ die Gäste nicht so schnell wieder los. Der größere Teil der Welt hat nicht genug zum Sattessen und ist auch abends noch hungrig und durstig. Wenige reiche Menschen dagegen können sich gar nicht entscheiden, was sie zuerst essen und schaffen es nicht, ihr Essen aufzuessen. Von einem „gemeinsamen Essen“ konnte erst mal keine Rede sein. Theresia Endriss, die Moderatorin des Abends, resümiert „Das ist nicht gerecht, aber so ist die Welt“.

Mit diesem beklemmenden Eindruck sollte beim Global Dinner jedoch keiner nach Hause gehen. Schnell war allen klar: da muss sich etwas tun – die Idee einer gerechten Welt soll keine Vision bleiben. Die Mauer wurde abgebaut, die Gerichte geteilt und alle gemeinsam genossen den Nachtisch. Währenddessen gab es Informationen zu verschiedenen Lebens- und Genussmitteln, die in Ländern des Südens unter sozial fragwürdigen und umweltschädlichen Bedingungen für unseren reich gedeckten Tisch produziert werden. Verschiedene Ideen für eine gerechtere Welt wurden diskutiert. Die Aufklärungs- und Bildungsarbeit war sowohl den Gastgeber*innen als auch den Teilnehmenden selbst ein Anliegen. Erste Schritte für den Alltag schlug Nils Nordsiek von der Initiative foodsharing vor: Das Retten und Teilen von Lebensmitteln, die in unserer Überflussgesellschaft sonst weggeworfen werden. Schritt für Schritt können wir dadurch mehr Bewusstsein für Gerechtigkeit auf der Welt und die Herkunft unserer Lebensmittel schaffen. Die Vision einer gerechten Welt kann Realität werden, wenn viele Menschen gemeinsam daran arbeiten.

Das Global Dinner war eine gemeinsame Veranstaltung des Weltladens, der VHS und foodsharing.