
Dattelbauern beim Sortieren der Ernte (Quelle El Puente/Sekem)
Mit Kompost, effizienter Bewässerung und angepasster Bepflanzung kann aus Sand lebendiger Boden werden. Dies zeigt seit 1977 Sekem: Es begann mit der Kultivierung von 70 Hektar Wüstenland nordöstlich von Kairo; heute vereint das Unternehmen mehrere landwirtschaftliche und verarbeitende Betriebe, die nach ökologischen und fairen Standards arbeiten.
Der “Eine-Welt-Verein Tettnang e.V.” hat sich für verschiedene Sekem-Produkte wie Erdnussbutter und Datteltrüffel entschieden. “In Ägypten für den deutschen Markt produziert, verarbeitet und verpackt,” Petra Brehmer, Mitarbeiterin im Weltladen ist vom Geschäftsmodell überzeugt. “Das erhöht vor Ort die Wertschöpfung und bietet für über 2000 Menschen qualifizierte, fair entlohnte Arbeitsplätze.“ Der Grundstein von Sekem, auf deutsch die „Kraft der Sonne“, ist die Erschließung neuer Anbauflächen in der Wüste. Denn nur etwa drei Prozent der Staatsfläche Ägyptens – nur die Gebiete direkt am Nil und einige Oasen – sind landwirtschaftlich nutzbar. In Wahat, 400 km südwestlich von Kairo, machte Sekem nach der Entdeckung einer Wasserquelle hunderte Hektar Wüstenland mit ökologischer Landwirtschaft urbar und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherung. “Von der Wahat-Farm stammen auch die Datteln für unsere Dattel-Trüffel,” so Petra Brehmer. Der Anbau erfolgt biodynamisch nach Demeter-Standards.
Die Menschen bauen für Sekem auch Kräuter, Gewürze, Orangen und Baumwolle in Bio-Qualität für den Export an sowie Getreide und Gemüse für den eigenen Verbrauch und den ägyptischen Markt.
Das Unternehmen ist dabei nicht nur Arbeitgeber, sondern ein Ort der Gemeinschaft und persönlichen Entwicklung. Die Bäuerinnen und Bauern erhalten durch die Zusammenarbeit mit Sekem faire Preise und Zugang zu Bildungsprogrammen sowie Gesundheitsversorgung. Sekem fördert besonders Frauen, betreibt Kindergärten, Schulen, wissenschaftliche Einrichtungen und Ausbildungszentren sowie seit 2012 die Heliopolis-Universität für Nachhaltige Entwicklung. “Die Bildungseinrichtungen und das Gesundheitszentrum auf dem Gelände stehen nicht nur den dort Arbeitenden, sondern auch Menschen im Umland zur Verfügung,” wie Petra Brehmer berichtet.

Bewässerung mit Pivots in Wahat ( Quelle Sekem)
Die Menschen in Ägypten sind vom Klimawandel stark betroffen. Sekem erforscht ökologische Methoden, um Anbau und Pflanzen bestmöglich an die Veränderungen anzupassen. Aber vor allem unternimmt Sekem konkrete Schritte für den Klimaschutz und die CO22-Reduktion. Dazu gehören ausschließlich erneuerbare Energien; schon heute liefern Fotovoltaik-Anlagen den Strom für ressourcenschonende Bewässerungssysteme. Die neue landwirtschaftliche Fläche in der Oase Wahat bindet durch den biologisch-dynamischen Bodenaufbau und die Pflanzung von 10.000 Bäumen jährlich über 975 Tonnen CO2. Für dieses Geschäftsmodell, das Profitabilität mit Respekt vor Mensch und Umwelt kombiniert, wurde der Gründer Ibrahim Abouleish 2003 mit dem „Alternativen Nobelpreis“ ausgezeichnet.