3 Jahre Weltladen in Mössingen
Wie sähe eine Welt aus, in der Unternehmen nicht mehr dem Profit, sondern den Menschen und dem Planeten verpflichtet sind? Die Weltläden und der Faire Handel zeigen seit 50 Jahren, dass ein anderes Wirtschaften möglich ist. Sie stehen dafür ein, dass die Wirtschaft dem Menschen dienen muss und nicht umgekehrt. Doch dies ist in unserem gegenwärtigen Wirtschaftssystem immer noch keine Selbstverständlichkeit. Um die Vision des Fairen Handels zu verwirklichen, braucht es einen grundlegenden Wandel. Sowohl in der Gesellschaft, aber allen voran auch in Wirtschaft und Politik.
Dafür setzt sich die Weltladen-Bewegung in ganz Deutschland ein. Und dafür eröffnete ein engagiertes Team von etwa 30 Ehrenamtlichen vor drei Jahren einen Weltladen in der Falltorstraße 24 in Mössingen. Seither ist es uns gelungen, zunehmend im Stadtbild von Mössingen wahrgenommen zu werden. Seither konnten wir immer mehr zufriedene Kunden behalten und zusätzlich neue Kunden gewinnen. Und seither steigerten wir unsere Umsätze fortwährend, sogar während der Corona-Pandemie. Neben dem regelmäßigen Verkauf von fair gehandelten Waren im Weltladen beteiligten wir uns in diesen drei Jahren aktiv am Stadtleben durch unsere Teilnahme am Rosenmarkt, am Weihnachtsmarkt und an den verkaufsoffenen Sonntagen. Unsere jährliche Mango-Aktion ist inzwischen zum absoluten Renner geworden und auch unsere Aktionen zur Lieferkette zeigen nachhaltige Wirkung. Als nicht „gewinnorientiertes“ Geschäft konnten wir darüber hinaus auch mehrfach größere Beträge an regionale und internationale Organisationen spenden. Wenn das kein Grund ist zu feiern! So begehen wir mit großer Freude
am 01. Februar 2023 unseren 3. Geburtstag
Eröffnung des Weltladens in Mössingen
Pünktlich um 9:30 Uhr schloss eine Mitarbeiterin des Weltladenteams am Samstagmorgen, 01.02.2020 zum ersten Mal offiziell die Ladentüre in der Falltorstraße 24 auf. Während in den hinteren Räumlichkeiten letzte Vorbereitungen für die Eröffnungsfeier getroffen wurden, betrat vorne bereits die erste Kundin den neuen Ladenraum. Ein für alle aufregendes Ereignis! Weitere Kunden folgten und kauften bereits kräftig ein, sodass das Zweier-Team an der neu eingerichteten Ladenkasse gut beschäftigt war. Ein Bon nach dem anderen ging über die Theke, Einkäufe wurden eingepackt und viele nette Gespräche geführt.
Zunehmend füllte sich der Verkaufsraum mit geladenen und interessierten Gästen. Kamen doch alle, um gemeinsam mit dem Weltladenteam die Eröffnung zu feiern. Und jetzt wurde erst einmal kräftig getrommelt! Die Frauen-Gruppe um die Trommellehrerin Daiber-Rahn, zu der auch zwei Team-Mitglieder gehörten, bildete den Auftakt mit ihren Dschongas, den im Schwarzwald hergestellten und mit Kuh- und Ziegenfell bespannten Holztrommeln. Mit großer Freude begrüßte Ute Dürr, quasi die „Mutter der Bewegung“, namentlich Herrn Bürgermeister Bulander, Herrn Pfarrer Rieger, Herrn Schädle-Horn vom Verein Freundeskreis Dritte Welt e.V., Herrn Lang vom DEAB, die Presse und alle Freunde des fairen Handels. Nachdem im Jahr 2002 mit 4 Frauen in der Peter und Paul Kirche begonnen wurde und nach nunmehr 6 Jahren Freitagsverkauf in der Martin-Luther-Kirche sollte eine langgehegte Vision Wirklichkeit werden, ein eigener Weltladen. Am Anfang der Überlegungen standen große Bedenken vor diesem Schritt, aber mit den von der Stadt angebotenen Räumlichkeiten kam das Projekt ins Rollen. Neue Türen gingen auf, Mitstreiter wurden gesucht und gefunden und die Aufnahme in den Trägerverein schaffte Sicherheit. Dann packten alle mit an, 32 Frauen und 2 Männer, und so konnte die Ladeneröffnung gemeinsam gestemmt werden. Deshalb bekundete auch der Vorsitzende des Trägervereins, Bernhard Schädle-Horn, dem Weltladenteam seinen Respekt. „Nach jahrelangem Kirchenasyl habt ihr es geschafft!“ Er verdeutlichte noch einmal die Bedeutung des fairen Welthandels zum Wohle aller und der Begegnung der Handelspartner auf Augenhöhe. Er erinnerte sich jedoch auch an die anfänglichen Sorgen des Mössinger Teams. „Desch isch ganz schee viel“ stand zu befürchten. Aber mit der Unterstützung des Freundeskreises Dritte Welt und dem Konzept der gegenseitigen Unterstützung der beteiligten Läden schwanden die Sorgen. Bürgermeister Michael Bulander beglückwünschte das Team mit einem wunderschönen Blumengesteck zu den sensationellen Öffnungszeiten an vier Tagen in der Woche, die nicht selbstverständlich seien. Ein großes Kompliment auch für den Ladenraum, „besonders wenn man bedenkt, wie es vorher aussah“, also ein echter Gewinn für die Stadt. Für Herrn Bulander persönlich ist der faire Handel ein Herzensanliegen und er betonte in diesem Zusammenhang vor allem die Verantwortung des Verbrauchers für sein Konsumverhalten. Auch der Gemeinderat „zögerte keine Sekunde“, dem Weltladen entsprechende Unterstützung zuzusagen. Abschließend wünschte der Bürgermeister dem Laden einen guten Start: „Sie haben den Erfolg auch verdient.“ Pfarrer Joachim Rieger würdigte als letzter Gratulant die Entwicklung des fairen Handels in Mössingen. „Aus einem kleinen Pflänzchen ist ein großer Baum geworden.“ Dies habe genau zum richtigen Zeitpunkt stattgefunden, da der Weltladen immer besser angenommen wurde und langsam drohte, den kirchlichen Rahmen zu sprengen, auch wenn die Idee dahinter eine zutiefst christliche ist. „Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert“ meinte bereits Apostel Paulus. Überhaupt ist die im Weltladen gelebte Gerechtigkeit ein ausgesprochen biblischer Gedanke. Fairer Handel als praktische Gerechtigkeit. Statt großer Worte werden viele kleine Taten zur großen Sache. Ein Weltladen als Auszeichnung einer großen Kreisstadt!
Den Abschluss des Festaktes bildete noch einmal die Frauen-Trommelgruppe mit afrikanischen Rhythmen. Nun nutzten alle Gäste im gut gefüllten Laden die Gelegenheit, fair gehandelten Kaffee oder Tee zu probieren, den einen oder anderen Brotaufstrich zu verkosten, Knabbereien zu naschen oder einfach miteinander ins Gespräch zu kommen. Das Weltladenteam freute sich riesig über den gelungenen Auftakt ihres ehrenamtlichen Engagements und hofft, dass die Mössinger Bürger auch weiterhin zahlreich das helle und freundliche Ladengeschäft annehmen. Von Mittwoch bis Samstag gibt es dazu Gelegenheit.