Seit einiger Zeit hat der Bensheimer Weltladen St. Georg geschäftliche Beziehungen zu „conflictfood“, einer Handelsorganisation, die Lebensmittel aus Konfliktregionen dieser Erde direkt von den Erzeuger*innen importiert u. a. Tee und Kaffee aus Myanmar, Freekeh aus Palästina und
zum Beispiel Safran von einem Frauenkollektiv in Afghanistan:
Die Zukunft Afghanistans ist nach der Machtübernahme der Taliban ungewiss. Conflictfood-Mitarbeiter*innen sprachen mit den Frauen aus dem Safran-Kollektiv in der Region Herat über die Sicherheitslage vor Ort. Es ist vollkommen unklar, wie es weiter geht und die Frauen warten ab, wie sich die Situation entwickelt. Laut offiziellen Verlautbarungen heißt es, Frauen dürfen künftig zur Arbeit gehen und ihrer Ausbildung nachkommen.
Die Frage steht im Raum: Können die Bäuerinnen auf ihre Felder, um Safran zu ernten!? Die Frauen haben die Befürchtung, dass sie in Zukunft wieder Schlafmohn auf ihren Feldern anbauen müssen. Schlafmohn als Grundstoff für Opium.
Der Opiumhandel bleibt eine der wichtigsten Einnahmequellen für die Taliban. Obwohl das Geschäft mit Drogen unislamisch ist und im Zuge der ersten Machtergreifung, vor über 20 Jahren, von der Führungsriege verboten wurde, war der Westen letztes Jahr bereit, den Taliban 400 Millionen USD für das Afghanische Opium zu zahlen.
Der mutige Umstieg der Bäuerinnen, von der Opiumherstellung zum Anbau von Safran, war von den Taliban geduldet. Die Frauen konnten ihnen in den letzten Jahren aus dem Weg gehen oder sich mit ihnen arrangieren.
„Risotto alla Milanese“ beim Italiener oder ein „Golden Latte“ – Safran ist ein Luxusgewürz mit unverkennbarem Geschmack. Auch in der Medizin findet die orientalische Gewürzpflanze immer mehr Gebrauch.
Safran wächst vorwiegend im Mittelmeerraum und Nahen Osten und wird auch heute noch in mühevoller Handarbeit geerntet. Er ist eine Krokusart und zeichnet sich durch seine violetten Blätter aus. Aus den Blüten gewinnt man die charakteristischen roten Fäden, welche bereits seit Jahrtausenden rund um den Globus als Luxusgut gelten.
Schon früheste Aufzeichnungen zeugen davon, dass Safran vor allem für den Adel geerntet wurde. Königinnen und Könige, Pharaonen und Mönche trugen Safranparfüm, safrangefärbte Roben und aßen Safran in ihren Speisen. Neben der Farbe, wurde Safran vor allem auch wegen seiner medizinischen Wirkkraft geschätzt. Entzündungshemmend, schmerzlindernd, antioxidativ und stimmungsaufhellend – diese Attribute verhießen Erleichterung oder Heilung.
Wie geht es weiter?
Die Mission von Conflictfood und auch des Bensheimer Weltladens St. Georg, durch Handel einen Wandel zu erwirken, ist nun wichtiger denn je. Conflictfood und die Aktiven im Weltladen glauben weiterhin an eine selbstbestimmte Zukunft für das Frauenkollektiv und informieren, sobald es weitere Nachrichten aus Afghanistan gibt.