Vom 11. – 26.09.2020 findet die Faire Woche statt. Sie beschäftigt sich in diesem Jahr eingehend mit der Frage, wie ein gutes Leben für möglichst viele Menschen erreicht werden kann. Wie müssen Produktions- und Konsummuster aussehen, damit sie nicht zu Lasten von Mensch und Natur gehen? Was kann der Faire Handel dazu beitragen, und welchen Beitrag kann jeder Einzelne von uns leisten?

Leider steht die Faire Woche in diesem Jahr auch ganz unter dem Zeichen der Corona-Pandemie, die uns einmal mehr gezeigt hat, wie eng wir auf der Welt miteinander verbunden und wie verwundbar wir auch sind. Viele Veranstaltungen, die sonst die Faire Woche begleiten, werden in diesem Jahr nicht stattfinden. Auch wir im Weltladen Babenhausen sehen aus Vorsorge von unserem traditionellen „Frühstück uff de Gass“ ab. Dafür haben wir uns etwas anderes überlegt:

Wir möchten wissen: Was bedeutet ein gutes Leben überhaupt, was brauchen wir dafür? Inwieweit und auf welche Weise können wir Einfluss nehmen, damit dieses „gute Leben“ möglichst allen Menschen weltweit zuteil wird? Hierzu starten wir ab sofort eine kleine Aktion! Wir laden alle dazu ein, eigene Gedanken zum Thema „Was brauche ich für ein gutes Leben?“ niederzuschreiben und Ideen einzubringen. Hierfür halten wir Karten bereit, die wir anschließend in unserem Schaufenster aufhängen möchten, damit sie auch dort zur Auseinandersetzung einladen.

Wir meinen, die Aktion ist eine gute Gelegenheit, einmal in unseren hektischen Alltag und auch in die Corona-Zeit hinein zu reflektieren, was gutes Leben für uns bedeutet und welche Werte damit verbunden sind. Gesundheit, wirtschaftliche Absicherung, Unbeschwertheit, Gerechtigkeit, Freundschaften, Freiheit, Fürsorge, Frieden, Gemeinschaft, gutes Essen, Arbeit, Bildung, eine sichere Zukunft für unsere Kinder: Es sind so viele Dinge, die ein gutes Leben ausmachen, und sicher setzt jeder seine ganz individuellen Schwerpunkte – Werte, die in unserer Gesellschaft für die meisten selbstverständlich und doch so angreifbar sind, wie es Corona uns aktuell zeigt.

Abermillionen Menschen auf der Welt kennen jedoch die Selbstverständlichkeit dieser Werte gar nicht. Sie sind gefangen in der Misere und haben alles andere als ein „gutes Leben“, wie wir es definieren. Arbeitslosigkeit, Krankheit, Hunger, mangelnde Bildung, Naturkatastrophen, Unfreiheit, Leid und Armut bedingen einander und bestimmen ihr Leben. Und nur allzu oft wird diese desolate Situation missbraucht und noch potenziert, um auf dem Boden der Armseligkeit gute Geschäfte zu machen, an denen wir durch unseren Konsum auch noch ungefragt beteiligt werden.

Der Faire Handel hat es sich zum Ziel gesetzt, dieser ungerechten Verteilung entgegenzuwirken. Er stellt die Menschen in den Mittelpunkt, die durch politische, ökonomische oder andere Faktoren benachteiligt sind. Mit langfristigen Handelsbeziehungen, höheren Einkommen, Beratungshilfen und anderen Maßnahmen trägt er dazu bei, menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen weltweit zu schaffen. Seit mittlerweile 50 Jahren setzt der Faire Handel sich für eine gerechtere Form des Wirtschaftens ein und ist damit Teil der solidarischen Ökonomie. Sie zeichnet sich aus durch einen respektvollen Umgang mit der Natur und stellt die Kooperation an die Stelle der Konkurrenz. Gerade die aktuelle Krise macht uns allen bewusst, wie wichtig und notwendig ein fairer Handel und ein solidarischer Umgang mit Handelspartnern am Anfang der Lieferkette ist, um Existenzen zu sichern.

Alle unsere Kunden und Kundinnen stehen als Konsumenten am Ende dieser Lieferkette. Sie generieren die Nachfrage nach fair gehandelten Produkten und schaffen mit ihren Einkäufen die Voraussetzung dafür, dass der globalen Ungleichheit entgegengewirkt werden kann. Sie tragen dazu bei, dass „gutes Leben“ auch benachteiligte Gesellschaften erreichen kann. Dafür sagt das Team vom Weltladen danke und lädt herzlich dazu ein, Gedanken hierzu auch in die Aktion „Gutes Leben“ einzubringen. Diese läuft ab sofort, die Karten liegen im Weltladen aus. Vom 21. – 25.9.20 gibt es dazu noch eine Kostprobe des Bananenbrots aus dem diesjährigen Rezeptheft der Fairen Woche.