Dr. Rainer Putz erklärte, warum der größte Regenwald mehr als Wald ist
Dr. Rainer Putz, Diplombiologe und Vorstandsmitglied des Regenwald-Instituts e. V., referierte am Dienstag im Rahmen der Fairen Woche zum Thema „Mythos Amazonas – Die Bedeutung Amazoniens für uns und unsere Erde“.
Was ist der Regenwald, warum ist er so etwas Besonderes und was haben wir mit dem Regenwald zu tun? Diese Fragen konnte Dr. Putz eindeutig beantworten:
Tropische Regenwälder sind wichtige Akteure im globalen Klimageschehen. Durch den permanenten Wechsel von Verdunstung und Niederschlag wird auch das Wetter in Mitteleuropa beeinflusst. Zudem ist der Regenwald ein bedeutender C02-Speicher und ein Ort allergrößter Artenvielfalt.
Ein beeindruckendes Foto zeigte die Ausmaße des 7 Mio. Quadratkilometer umfassenden Amazonasgebietes, in dem Mitteleuropa bis zum Ural Platz finden würde. Seit den 70er Jahren geschieht die Abholzung dieses einzigartigen Lebensraumes. Das bedeutet: 1/4 der Waldfläche wurde in 50 Jahren abgeholzt. Man sagt, der Kipppunkt liege bei 40 %. Wenn also 40 % des Waldes zerstört sind, wird der Regenwald nicht in der Lage sein, sich zu regenerieren.
Amazonien wird seit etwa 20 Jahren von extremen Dürren, aber auch von sintflutartigen Regenfällen heimgesucht mit horrenden Auswirkungen für die Versorgung der Menschen: fehlendes Trinkwasser, Überschwemmungen, ausgetrocknete Wasserwege, tonnenweise verendete Fische. Und was diese Jahrhundertereignisse mit den unzählbaren Klein- und Kleinstlebewesen und damit für die Nahrungsketten bedeuten, könne man nur erahnen. Dr. Putz nennt die Zerstörer des Regenwaldes: An erster Stelle ist der Anbau von Soja zu nennen. Soja wird als Futterpflanze für die Viehzucht verwendet. Es folgen die Schäden durch illegale Holzfällung, aber auch durch Goldgräber, die durch den Einsatz von Quecksilber bei der Goldgewinnung für massive Umweltschäden sorgen.
Dennoch: Obwohl sein Engagement nur ein Tropfen auf den heißen Stein sei, lohnt es sich, betont Dr. Putz. Erstens könne er mit seinen Vorträgen von der Dringlichkeit des Schutzes des Regenwalds berichten. Zweitens sicherten die inzwischen entwickelten Projekte die Existenzgrundlage der indigenen Bevölkerung. Die Projekte zeigten überdies, dass eine wirtschaftliche und gleichzeitig nachhaltige Nutzung des Regenwaldes möglich seien. Und dazu gibt es positive Beispiele, die vom Regenwald-Institut gefördert und begleitet werden: Die Gewinnung von hochwertigen Regenwald-Ölen, die von der einheimischen Bevölkerung zu Körperpflegemitteln, Seifen, Cremes oder Hautölen verarbeitet werden. Oder die Ernte und Verarbeitung von wildem Kakao, der vor Ort fermentiert und getrocknet wird.
Die Bilanz von Dr. Putz: Die Förderung nachhaltiger Waldnutzung sorgt dafür, dass die traditionellen Bevölkerungsgruppen ein dauerhaftes, faires und verlässliches Einkommen haben. Ein überzeugender Beitrag zur Rettung des Regenwaldes!