„Der Gmünder Weltladen pflanzt einen Baum? Gehört das zum fairen Handel?“ Ungläubig halten
Kunden im Weltladen das Programmheft Gmünd für morgen in Händen und erfahren, dass der
Weltladen schon seit längerer Zeit seinen Wirkungsbereich ausweitet und für globale Nachhaltigkeit
eintritt. Gerechtigkeit im Norden und Süden der Erde bedeutet eben auch, Aufforstungsprojekte hier
und dort zu unterstützen und durch bessere Anbaubedingungen Hunger und Armut zu bekämpfen.

In den letzten Jahren floss der Jahresgewinn des Weltladens in klassische Aufforstungsprogramme
des Lieferanten Weltpartner nach Burundi, dem afrikanischen Partnerland von Baden-Württemberg.
Beeindruckende, wiederbegrünte ehemalige Wüstenflächen gaben diesem Entschluss recht. Der
Kaffeeanbau wurde durch sogenannten Agroforst gefördert, weil hohe Ficusbäume und darunter
gepflanzte niedrigere Bananenstauden den neu gepflanzten Kaffeesträuchern Schatten und gute
Wachstumsbedingungen bescherten. Und unter den Kaffeesträuchern können die Kleinbauern
Gemüse für ihren täglichen Bedarf anbauen – ein Gewinn für alle.

Aktuell sollte nun auch dem Klimawandel in unserer Region entgegengewirkt werden und es wurde
im Weltgarten unterhalb des Hardt ein Mehlbeerbaum gemeinsam mit dem dort tätigen Verein
gepflanzt. Der Mehlbeerbaum ist Baum des Jahres 2024, weil er gut mit Trockenheit zurechtkommt,
Vögeln, Insekten und Milben Nahrung bietet, in Europa verbreitet ist und essbare Früchte
hervorbringt. Mus, Marmelade, Trockenfrüchte, Likör, die Mehlbeere ist ein Multitalent und vielfach
wurde die Mehlbeere in der Vergangenheit gemahlen zum Strecken von Mehl verwendet.

Die Baumpflanzaktion bildete den Abschluss zur Buchvorstellung und Lesung zu „Unsere Bäume der
Hoffnung“ von Tony Rinaudo, die im Weltladen einige Tage zuvor stattfand. Hier geht es um eine
andere Aufforstungsmethode in Afrika, die der Australier Rinaudo in seinem siebzehnjährigen
Afrikaeinsatz entwickelte und dafür den alternativen Nobelpreis erhielt. Anstatt teure Baumsetzlinge
erst aufzuziehen und unter enormen Anstrengungen und Wasserverbrauch zu kultivieren – bis zu 90
Prozent der Pflanzen vertrocknen im schlimmsten Fall – setzt seine Methode bei dem „unterirdischen
Wald“ an. Damit sind austreibende Baumsprösslinge gemeint, deren Austreiben er zufällig entdeckte.
Die Sprösslinge werden traditionell von den Bauern vor dem Säen von Hirse und Korn abgehauen,
anstatt sie als Schattenspender in der wüstenhaften Landschaft zu hegen und zu pflegen um dann
schließlich Getreide und Gemüse anbauen zu können. Der Regisseur Volker Schlöndorff drehte
darüber den Film „Die Waldmacher“, der im Internet teilweise angeschaut werden kann.

Der Dank geht an beide Vereine, an den Gmünder Weltladen und an den Weltgarten, die so
fruchtbar für Gmünd für morgen zusammengewirkt haben.