Jedes Jahr gibt es die „Faire Woche“ der Weltläden mit verschiedenen Themenschwerpunkten. Heuer steht diese bis 27. September unter dem Motto „Fair und kein Grad mehr“. Doch wie kann der faire Handel zur Klimagerechtigkeit beitragen?
Christine Wölfle, freie Mitarbeiterin der Schongauer Nachrichten hat nachgefragt bei Johanna Bystry, Petra Knofe und Anna Deschler aus unserem Weltladen-Team.
Frage: Beim Thema Klima denkt man nicht sofort an fairen Handel, sondern eher an Kohlekraftwerke und Autoabgase. Inwiefern leistet der faire Handel einen Beitrag zum Klimaschutz?
Antworten:
Johanna Bystry: Der faire Handel setzt sich seit vielen Jahren für ökologische Landwirtschaft ein, dadurch werden die Böden verbessert und Pestizide vermieden.
Petra Knofe: Zudem stärkt der Faire Handel die Kleinbauern und Arbeiter indem er faire Preise und bessere Arbeitsbedingungen bietet, was ihre Resilienz gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels erhöht.
Frage: Durch welche Anbau-Maßnahmen wird versucht, klimaschonend zu produzieren? Oder sogar nachhaltig die Natur zu schützen?
Antworten:
Petra Knofe: Am Beispiel unserer Produkte aus dem Regenwald in Amazonien wird klar, dass nachhaltige Bewirtschaftung statt Ausbeutung und Abholzung eine wertvolle und nachhaltige Methode darstellt. So werden mit Hilfe von einheimischen Sammlern aus Samen und Nüssen wertvolle pflanzliche Substanzen mit heilkräftigen Wirkungen und wertvolle kosmetische Rohstoffe hergestellt.
Wir haben hier im Laden zum Beispiel diese hochwertigen Körperöle und Seifen – Wellness für die Haut und gut für das Klima auf der ganzen Welt. Oder hier der Schmuck aus Samen und Nüssen – gesammelt im Regenwald.
Anna Deschler: Auch unsere Mangos werden auf den Philippinen in Mischkultur zusammen mit anderen Obstgewächsen angebaut, das fördert auch dort die Artenvielfalt und sichert die Lebensgrundlage der Mango-Bauernfamilien.
Frage: Inwiefern ist die soziale Komponente der Kooperationspartner dabei von Bedeutung?
Antwort:
Petra Knofe: Mit z.B. fairen Löhnen können Produzenten in nachhaltige Praktiken investieren, anstatt kurzfristige, umweltschädliche Methoden zu nutzen. Gemeinschaftsprojekte wie Aufforstungsinitiativen und die Unterstützung der Agroforstwirtschaft, der Bau von Bewässerungssystemen und der Verzicht auf Düngemittel und Pestizide sind dabei von Bedeutung. Soziale Aspekte tragen dazu bei, dass Produzenten nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch und nachhaltig arbeiten können. Ein gutes Beispiel ist hier unser wir.kaffee aus solidarischer Landwirtschaft.
Frage: Die Waren im Weltladen haben aber dennoch oft weite Wege hinter sich. Auf was wird beim Transport geachtet?
Antwort:
Johanna Bystry: Das ist ein Thema auf das wir immer wieder angesprochen werden. Unsere Kernprodukte wie Kaffee, Schwarztee, Kakao und viele Gewürze können jedoch gar nicht bei uns angebaut werden. Wo immer möglich erfolgt der Transport auf See- und Landwegen. Wichtig aus meiner Sicht ist der bewusste Einkauf: Durch den Kauf regionaler ökologischer Produkte, ergänzt durch fair gehandelte ökologisch erzeugte Produkte aus aller Welt, kann jeder Einzelne den Gedanken der Nachhaltigkeit in seinem Alltag umsetzen.
Frage: Mit welchen Aktionen beteiligt sich der Schongauer Weltladen an der „Fairen Woche“?
Antworten:
Anna Deschler: Zum Probieren bieten wir Schokolade und schokolierte Früchte von Fairafric und Amanase an, die in Ghana hergestellt wird – für maximale Wertschöpfung im Ursprungsland! Zudem gibt es eine Produktprobe von handgeschöpftem Samenpapier. Aus dem gleichen Material haben wir Grußkarten im Sortiment. Hergestellt wird dieses einzigartige Papier von Growing Paper: The Seed Paper People in Südafrika. Seit 2010 setzt sich dieses Sozialunternehmen für faire Arbeitsbedingungen ein und beschäftigt mittlerweile über 30 Menschen aus der lokalen Gemeinschaft.
Viele Kunden freuen sich bestimmt auch schon auf das neue Rezeptheft zur Fairen Woche, mit Hintergrundinformationen und natürlich auch dieses Mal einem Rezept unserer Schongauer Küchenfee.
Petra Knofe: Mit unseren vier Impulsen, die in unseren Schaufenstern zu finden sind, wollen wir außerdem darauf aufmerksam machen, dass jeder von uns einen Beitrag leisten kann.