Haben Sie schon unsere Aufsteller in den Schaufenstern des Weltladens entdeckt?
Anlässlich der Fairen Woche 2024 möchten wir gerne darauf aufmerksam machen, dass jede und jeder von uns etwas zum Guten beitragen kann.
Fairtrade fürs Klima: Welchen Beitrag Weltläden für den Klimaschutz leisten
Und hier haben wir einige gute Geschichten von unseren Handelspartnern für Sie zusammengestellt:
Gut für die Menschen
Viele Fairhandelspartnerschaften sind eng mit sozialen Initiativen verbunden wie etwa Projekten für Kinderschutz, Frauenförderung oder zu Integration von Menschen mit Handycap.
Ein Beispiel ist die philippinische Kinderschutzorganisation Preda (Peoples Recovery, Empowerment and Development Assistance), die 1974 von dem irischen Priester und Menschenrechtspreisträger Pater Shay Cullen gegründet wurde.
Preda setzt auf ein breites Maßnahmenkonzept im Kampf gegen Kinderprostitution und andere schwere Verstöße gegen die Rechte von Kindern. Sie finanziert sich größtenteils über den Fairen Handel mit Mangoprodukten. Außerdem pflegt die Organisation engen Kontakt zu sozial ausgegrenzten Ureinwohnern und ermöglichte die rechtsgültige Übertragung der Landrechte für eine besonders benachteiligte Gruppe von 125 Aeta-Familien auf der Insel Luzon.
Gut für Natur und Klima
Seit jeher kümmern sich Aktive im Fairen Handel aber nicht nur um soziale Gerechtigkeit, sondern auch um andere Fragen, die entscheidend für eine gesunde und glückliche Zukunft der Menschheit sind. So ist auch Naturschutz ein hoher Wert für die Akteure der Fairhandelsbewegung. Seit über 25 Jahren setzt sich beispielsweise der Biologe Dr. Rainer Putz vom Regenwald-Institut e.V. mit seinem ganzen Wissen für den Regenwald in Amazonien ein. Der Regenwald bedeckt etwa ein Fünftel der weltweiten Landfläche und ist die Lunge unserer Erde. Seine Zerstörung wirkt sich dramatisch auf das Klima aus, denn mit dem Wald verlöre die Erde den größten Sauerstoff- und Wolkenproduzenten und damit den entscheidenden kühlenden Faktor des Globus sowie einen der wichtigsten CO2-Speicher der Welt.
Nur wenn der Regenwald nachhaltig bewirtschaftet und nicht ausgebeutet und abgeholzt wird, kann diese Gefahr gebannt werden. Einheimische Sammler machen vor, wie der Wald genutzt werden kann, ohne ihn zu gefährden. Denn als Apotheke der Welt bringt er kontinuierlich riesige Mengen wertvoller Samen und Nüsse hervor, für deren Ernte kein einziger Baum fallen muss. Öle und andere pflanzliche Substanzen, viele mit heilkräftigen Wirkungen, wertvolle kosmetische Rohstoffe, hochwertige Nahrungs- und Nahrungsergänzungsmittel, Schmuck aus reinen Naturmaterialien sichern den Lebensunterhalt und die Existenz von Menschen, die im Einklang mit der Natur leben und wirtschaften.
Um sie gegen Übergriffe von Landgrabbern zu schützen, hat Putz auch einen rechtlichen Weg gefunden, den Wald vor Zerstörung zu bewahren. Über Spenden gelang es ihm mit seinem Verein Regenwald e.V., ein 24 Quadratkilometer großes Stück Regenwald juristisch und notariell einwandfrei gegen fremden Zugriff abzusichern. Jetzt sucht er weitere deutsche Regenwaldpaten, um diesen Erfolg auch langfristig abzusichern. Die Patenschaften werden mit Urkunden bestätigt und können online abgeschlossen werden. Auch der Weltladen Schongau ist Pate von zwei Parzellen. Darüber hinaus gibt es natürlich auch die nachhaltigen und hochwertigen Produkte aus Amazonien bei uns zu kaufen.
Gut für die Vielfalt der Arten
Der Regenwald Amazoniens ist nicht nur die Lunge der Welt, sondern auch die größte Schatzkammer in Sachen Artenvielfalt. Im intakten Amazonas-Regenwald finden sich über 50.000 verschiedene Pflanzen und rund 16.000 Baumarten. Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass sich hier zudem noch 10 Prozent der weltweit unentdeckten Arten verbergen. Ihnen allen kommt eine nachhaltige faire Wirtschaftsweise, die Menschen nicht zur Ausbeutung ihrer Umwelt zwingt, zu Gute.
Es kommt dann seltener zu Konflikten zwischen Menschen und Tieren um die natürlichen Ressourcen. Auch Wilderei als verzweifelter Ausweg aus Armut ist unter gesicherten wirtschaftlichen Bedingungen nicht mehr notwendig.
Gut für eine saubere Umwelt
Auch wenn der Faire Handel noch keinesfalls immer plastikfrei ist, so gibt es doch eine Vielzahl nachahmenswerter Ansätze zum Verzicht auf umweltschädliche Verpackungen. So verschicken beispielsweise die ghanaischen Produzentinnen von Global Mamas ihre hochwertige, fair gefertigte Kleidung aus gebatikter Bio-Baumwolle „lose“, also ohne Einzelverpackung. Anderenorts verwandeln Produzentengruppen Abfallstoffe in Upcycling-Produkte. Frauen bei der nepalesischen Fairhandelsorganisation JeevanKala erwirtschaften sich ihr Einkommen beispielsweise, indem sie Körbe aus weggeworfenen Plastikverpackungen flechten oder aus bunt bedruckten alten Reissäcken kunstvolle Taschen schneidern. Sie erschaffen somit schöne und nützliche Upcycling-Produkte und leisten gleichzeitig einen Beitrag zu wachsendem Umweltbewusstsein durch Müll-Sammelaktionen in den Dörfern.
Sehr innovativ bezüglich der Wiederverwendung von Plastikmüll zeigt sich das kambodschanische Sozialunternehmen Smateria. Für seine neueste IKI-Kollektion modischer Taschen hat die Firma ein eigenes Verfahren entwickelt, um benutztes Verpackungsplastik mittels einer Fusing Methode (to fuse: verschmelzen, vereinigen) in einen neuen Werkstoff umzuwandeln. Was sonst die Umwelt verschmutzt, wird so zu einem lederartigen, wasserabweisenden, langlebigen und veganen Material für die Taschen und Accessoires im italienischen Design. Für die Kollektion NET werden Materialreste von Kunststoffnetzen verarbeitet, die traditionell zum Angeln oder auf Baustellen Verwendung finden, und dadurch ihre Entsorgung vermieden.
Klimaschädliche Emissionen werden im Fairen Handel vor allem durch klimaschonende Produktionsweisen gering gehalten. Auch das größte Problem des weltweiten Handels – weite Transportwege mit ungünstiger Co2-Bilanz – versucht der Faire Handel bewusst anzugehen. Unvermeidbare Emissionen werden in Projekten mit den Handelspartnern im Globalen Süden kompensiert; Flugtransporte so weit es geht durch Transport auf See- und Landweg ersetzt. Vorbildhaft sind Ansätze, bei denen beispielsweise Kaffee per Segelfrachtschiff über den Atlantik transportiert wird, ein kleiner, aber wachsender Sektor, der zeigt wie globale Handelsbeziehungen auch klimafreundlich möglich sind.
Gut für gemeinwohlorientierte Wirtschaft
Viel gemeinsam hat die Fairhandels-Bewegung auch mit der Gemeinwohl-Ökonomie, einer politischen Vision für eine Wirtschaft, die den Menschen und der Umwelt zuträglich ist (Kontakt in der Region: Regionalgruppe AmmerLechLand).
Am Gemeinwohl orientierte Unternehmen streben nicht nach Gewinnmaximierung um jeden Preis, sondern stellen soziale Werte wie Solidarität, soziale Gerechtigkeit und demokratische Teilhabe in den Fokus ihres Wirtschaftens. Auf ökologischer Ebene möchte die Gemeinwohl-Ökonomie den Ressourcenverbrauch auf ein global nachhaltiges Niveau senken. „Der Faire setzt von Anfang an auf die fünf Werte der Gemeinwohl-Ökonomie: Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Demokratie/Transparenz“, unterstreicht Thomas Hoyer, Vorstand der dwp eG Fairhandelsgenossenschaft, und auch die Arbeit der Weltläden ist von der Vision eines solidarischen, fairen und ökologischen Wirtschaftens geprägt.
Fair-Handels-Organisationen pflegen langjährige stabile Beziehungen zu ihren Produzentengruppen, finanzieren deren Arbeit bei Bedarf teilweise vor und bieten ihnen soziale Absicherung im Falle von Krankheit oder anderen unverschuldeten Schwierigkeiten. Einzelne Initiativen experimentieren mit noch weiterführenderen alternativen wirtschaftlichen Ansätzen, wie beispielsweise Formen des solidarischen Wirtschaftens. So hat etwa der innovative Importeur Café Chavalo aus Leipzig zusammen mit einigen Weltläden aus der Region Iller-Lech (unter anderem Schongau) das Projekt wir.kaffee – aus Solidarischer Landwirtschaft ins Leben gerufen, bei dem Verbraucher durch eine volle Vorfinanzierung das Ernterisiko einer Kaffeekooperative übernehmen und sie auf diese Weise gegen mögliche klimawandelbedingte Ernteschäden absichern.
Dieses Modell gibt den Kleinbauern größtmögliche Unabhängigkeit von Preisschwankungen auf dem Weltmarkt und damit die langfristige Planungssicherheit, die es ihnen erst ermöglicht, nötige Anpassungsmaßnahmen wie etwa den Aufbau von Regenwasserspeichern vorzunehmen, um längere Trockenheitsphasen besser zu überstehen. Durch das Modell der Solidarischen Landwirtschaft entstehen darüber hinaus direkte zwischenmenschliche Beziehungen zwischen Produzenten und Verbrauchern. Sie wirken auch über weite Entfernungen hinweg und lassen für alle Beteiligten die Verbundenheit in der einen Welt ganz konkret erfahrbar werden.
Fair für Frieden!
Für die Verbundenheit aller Menschen engagiert sich gerade im Angesicht des anhaltenden Konflikts zwischen Palästina und Israel in besonders eindrucksvoller Weise das Fairtrade Projekt Sindyanna of Galilee.
In Zeiten, in denen Gewalt die Schlagzeilen beherrscht, sind Stimmen wie die von Hadas Lahav, Gründerin von Sindyanna, von großer Bedeutung. Sie erinnern daran, dass Hoffnung auf Veränderung besteht, wenn Menschen gemeinsam für Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Frieden eintreten. Ihre Worte und Taten sind ein Aufruf zur Solidarität und zur Suche nach Wegen, um die Situation zu verbessern und die Vision eines friedlichen Nahen Ostens zu verwirklichen.
Fazit zur Fairen Woche 2024: Sozial und gerecht handeln dient Vielen und Vielem – unter anderem auch dem Arten-, Klima- und Umweltschutz
Wir vom Weltladen Schongau freuen uns, dass wir hier auch, zusammen mit unseren Kunden, einen Beitrag leisten können.
Die Weltläden aus der Region zwischen Iller und Lech bedanken sich bei allen ihren Importeuren für die langjährige gute Zusammenarbeit und an dieser Stelle stellvertretend für viele andere – bei Weltpartner, Frieda Feeling, Ganesh Nepal Handel, Regenwaldladen, El Puente und Café Chavalo – für die guten Geschichten, die wir über ihr Wirken erzählen können!
(Auszug aus dem Pressebericht zur Fairen Woche 2024 von Dr. Ina Schicker, Koordinatorin eines Netzwerks von etwa 30 Weltläden zwischen Augsburg und Oberstdorf in der Region Iller-Lech mit Anpassungen von Johanna Hentschke in Bezug auf den Weltladen Schongau)