„Weltläden – ein Tropfen auf dem heißen Stein der weltweiten Armut?“ war der Vortragsabend mit Jürgen Hammelehle (Berlin) in der Rimparer Knabenschule überschrieben. Eingeladen hatte der Weltladen Rimpar e.V. und konnte mit dem Referenten einen erfahrenen Akteur verschiedener Hilfs- und Fairhandelsorganisationen gewinnen: Hammelehle, jetzt im Ruhestand, war Geschäftsführer der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe in Würzburg (DAHW), Vorsitzender des „FairTrade“-Siegels und zuletzt in leitender Position bei Brot für die Welt in Berlin tätig.

2,6 Milliarden Euro

Gleich zu Beginn beantwortete Hammelehle die Eingangsfrage: Weltläden allein wären nur ein kleiner Beitrag zur Bekämpfung der Armut im globalen Süden. Jedoch im Zusammenspiel mit Entwicklungshilfeprojekten sind sie ein wichtiger Baustein im Bemühen um eine gerechtere Welt. Denn Weltläden sind nicht nur Fachgeschäfte des Fairen Handels, sie schärfen mit ihrer Bildungsarbeit und politischen Aktionen auch das Bewusstsein für die Bedeutung einer gerechten Entlohnung für alle Produzentinnen und Produzenten. Und: Die rund 900 Weltläden in Deutschland konnten 2023 79 Millionen Euro umsetzen, insgesamt wurden fair gehandelte Waren in Höhe von 2,6 Milliarden Euro verkauft. Das sind erfreuliche Zahlen, der Anteil der Fairtrade-Produkte wächst.

Das globale Dorf

Mit dem Modell des „Globalen Dorfs“ zeigte Jürgen Hammelehle den Zuhörern das Verhältnis der Weltbevölkerung auf: In einem Welt-Dorf mit 100 Einwohnerinnen und Einwohnern gäbe es 60 Asiaten, 16 Afrikaner, 10 Europäer, 8 Lateinamerikaner, 5 Nordamerikaner und einen Australier/Neuseeländer. 10 % besitzen 90 % des Einkommens, 90 % der Einwohner müssen sich die restlichen 10 % Einkommen teilen. 45 Einwohner haben weniger als 3 Euro am Tag und von diesen haben zehn weniger als einen Euro pro Tag zur Verfügung, was Hunger und bittere Armut bedeutet. Mehr als ein Viertel der Einwohner hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Längst nicht überall selbstverständlich: Sauberes Trinkwasser

Um das Thema Trinkwasser ging es auch im ersten Beispiel: Bis 2050 wird Bangladesch 17 Prozent seiner Fläche durch den Klimawandel verlieren. Durch Zyklone werden nicht nur immer häufiger Häuser und Anbauflächen zerstört, sondern auch das Grundwasser versalzen. 2024 gab es deshalb bereits eine Millionen Binnenflüchtlinge in dem Land. Entwicklungshilfeprojekte sorgen durch Umkehrosmose Salzwasser in Trinkwasser umzuwandeln oder auch Regenwasser aufzufangen und zu reinigen. Dennoch müssen Frauen und Mädchen oft kilometerweite Wege auf sich nehmen, um den täglichen Trinkwasserbedarf ihrer Familien zu holen. In Deutschland liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei rund 120 Litern pro Tag, in Bangladesch stehen einer ganzen Familie oft nur 15 Liter am Tag zur Verfügung. Auch mit salzresistentem Saatgut unterstützt CCDP, die christliche Kommission für Entwicklung, die Familien, damit sie Gemüse und Obst zur Selbstversorgung anbauen können.

Vietnam: Zimtanbau in Frauenhand

Am Beispiel des Zimtanbaus zeigte Jürgen Hammelehle, wie durch den schrittweisen Aufbau einer dörflichen Kooperative im nördlichen Bergland von Vietnam die Lebensbedingungen für die Produzentinnen und Produzenten verbessert werden konnten. Hier sind Kleinbäuerinnen dabei, genossenschaftliche Strukturen zu schaffen, mit denen sie bessere Marktkonditionen für ihre Zimtrinden erhalten. Die höheren Einkommen, Schulungen zur biologischen Schädlingsbekämpfung und Bildungsangebote befähigen die Menschen, ihre Familien besser zu ernähren und die Entwicklung ihrer Gemeinde voranzubringen. Das Projekt wird von Brot für die Welt unterstützt.

Die Co-Vorsitzenden des Weltladens Rimpar, Robert Bundschuh und Eva-Maria Schorno, dankten Jürgen Hammelehle für den aufschlussreichen Vortrag aus erster Hand, der die Anwesenden motivierte, weiterhin für den Fairen Handel aktiv zu sein.

 

Unterstützen auch Sie den Fairen Handel; Weihnachtsgeschenke für Groß und Klein, weihnachtliche Leckereien und zauberhafter Weihnachtsschmuck erwarten Sie am Weltladen-Stand bei der Dorfweihnacht und im Laden.

Bildunterschrift: Die Co-Vorsitzenden des Weltladen Rimpar e.V., Eva-Maria Schorno und Robert Bundschuh, dankten dem Referenten Jürgen Hammelehle (Mitte) für den aufschlussreichen Vortrag in Rimpar.

Foto: Romi Forster-Bundschuh

Im nördlichen Bergland von Vietnam leben die Menschen vom Handel mit Zimtrinden. Ein Projekt von Brot für die Welt unterstützt eine Frauen-Vereinigung, damit die Produzentinnen und Produzenten gerechtere Preise erzielen können.

Foto: Jörg Böthling/Brot für die Welt