Acht Weltläden gibt es im Landkreis Würzburg, die sich um den Verkauf von fair gehandelten Waren kümmern. In Erlabrunn, Güntersleben, Hettstadt, Ochsenfurt, Randersacker, Reichenberg, Rimpar und Rottendorf sind hier weit mehr als hundert Frauen und Männer ehrenamtlich im Verkauf, für die Bildungsarbeit und politische Aktionen aktiv.

Der Fairtrade-Landkreis Würzburg besteht seit 2016. Fairtrade-Beauftragte Brigitte Schmid lud die Landkreis-Weltläden zu einer Fortbildung für Mitarbeitende ein, die von Lea Pfeifer, Bildungsreferentin des Würzburger Weltladens geleitet wurde. Drei Stunden voller aktueller Informationen zum Fairen Handel und Diskussionen über die Herausforderungen vor Ort stärkten die Ehrenamtlichen für ihr weiteres Engagement.

Ohne fairen Handel keinen Frieden

Die Motivation der Engagierten: „Ohne fairen Handel gibt es keinen Frieden auf der Welt“, meinte eine Teilnehmerin. „Wir sind in unserem Dorf ein Ort der Begegnung und können für mehr Gerechtigkeit in der Welt sorgen.“ Lea Pfeifer nannte die drei Säulen des Fairen Handels, die für alle 900 Weltläden in Deutschland gelten: Handel – Bildung und Öffentlichkeitsarbeit – Politik. Bewusstsein und Verständnis zu schaffen, was fairer Handel bewirken kann, liegt vielen Ehrenamtlichen am Herzen. Die Internationale Charta des Fairen Handels sagt: „Der Faire Handel beruht auf Produktions- und Handelsmethoden, die Mensch und Umwelt vor den finanziellen Profit stellen.“ Das bedeutet, dass u.a. ausbeuterische Zwangs- und Kinderarbeit in der fairen Handelskette nicht vorkommen.

Siegel und Kontrollen garantieren faire Standards

Zahlreiche Siegel und Labels des Fairen Handels signalisieren Konsumenten, dass die so angebotenen Produkte auf die Einhaltung der internationalen Standards des Fairen Handels hin unabhängig kontrolliert werden. Fairtrade einzukaufen ist aber für viele Menschen noch längst keine Selbstverständlichkeit. Im Jahr 2023 gab in Deutschland jede Person 28 Euro für fair gehandelte Waren aus. Der Marktanteil steigt zwar von Jahr zu Jahr. So ist der Absatz von Fairtrade-Produkten in Deutschland im ersten Halbjahr 2024 um 3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Verbraucher*innen griffen unter anderem bei Bananen, Blumen, Kaffee und Kakao öfter zu Fairtrade-Produkten.

Weltläden bieten ausschließlich fair gehandelte Waren an. Deshalb können sie keine Rabatte auf Kaffee oder Schokolade gewähren wie es Supermärkte machen, die ebenfalls Fairtrade-Produkte verkaufen, oft günstiger als der Weltladen im Ort. „Hier kommt eine Mischkalkulation zum Einsatz, die die fair gehandelten Waren billiger machen können“, erklärte Lea Pfeifer. Aber auch hier greift die Preisgarantie für die Produzenten, denn für alle Händler von gesiegelten Fairtrade-Produkten gilt der Fairtrade-Mindestpreis.

Kann man den Fairtrade-Siegeln vertrauen

Sachkundige Antworten auf Fragen der Kundinnen und Kunden in den Weltläden wünschten sich die Teilnehmenden, etwa: „Warum ist die Schokolade, der Kaffee teurer geworden?“, „Kann man den Fairtrade-Siegeln vertrauen?“, aber auch „Wie kann ich Kunden ansprechen, ohne aufdringlich zu wirken?“, „Kommt der höhere Preis denn wirklich bei den Produzentinnen und Produzenten an?“. Lea Pfeifer gab kompetent Antworten und stärkte so den Ladnerinnen und Ladnern den Rücken für ihren zukünftigen Einsatz. Wichtig sei, sich als Ladnerin auch selbst zu informieren über aktuelle Entwicklungen im Fairen Handel und über die Geschichten hinter den Produkten.

Brigitte Schmid, Fairtrade-Beauftragte des Landkreises Würzburg, danke Lea Pfeifer für den aufschlussreichen Nachmittag und wünschte den Weltläden im Landkreis weiterhin viel Erfolg.

 

Bildunterschrift: 23 Ehrenamtliche aus den sieben Weltläden im Landkreis Würzburg nahmen an einer Fortbildung teil, die der Fairtrade-Landkreis mit Lea Pfeifer, Bildungsreferentin des Würzburger Weltladens (Bildmitte) mit der Fairtrade-Beauftragten des Landkreises, Brigitte Schmid (rechts), organisiert hatte.

Text und Foto: Eva-Maria Schorno