FAIR einkaufen und konsumieren, FAIR lernen, FAIR handeln – mit einem Stand auf dem Nürtinger Stadtbalkon will die Eine-Welt-Gruppe Nürtingen ihre zentralen Themen präsentieren. Am Zirkuswagen direkt neben der Neckarbrücke sind die Flanierenden an jedem Sonntagnachmittag vom 20. Juni bis zum 12. September zu einem unterhaltsamen und informativen Zwischenstopp eingeladen: bei Kaffee, Tee, Säften, kleinen Leckereien und Imbiss – alle Produkte natürlich FAIR produziert und FAIR gehandelt – gibt es Informationen und Gespräche, Spiel und Spaß, Kunst und Kultur.

Was genau verbirgt sich hinter dem „Welthaus Nürtingen“? Und vor allem: wie soll das finanziert werden? Das wird einer der Schwerpunkte am Eine-Welt-Stand sein. Aber natürlich werden Sonntag für Sonntag auch weitere Themen für eine „Fairtrade-Town Nürtingen“ zu sehen, zu hören, zu diskutieren sein – kreativ, innovativ, interaktiv, nachhaltig und zukunftsoffen: über „Wasser und Klimawandel“ haben sich Studierende der Hochschule Gedanken gemacht. Wächst der Kakao in Ghana wirklich auf Bäumen? Warum ist die Banane krumm? Themen für ganze Sonntagnachmittage. Das Theater im Schlosskeller wird dabei sein, ein Märchenerzähler wird auftreten, eine Lesung „Auf dem Weg von Aleppo ins Schwabenland“. Bunte Beete, Weinverköstigung mit fair gehandelten Weinen – und ein krönender Abschluss am 12. September mit einem Fest „25 Jahre Eine-Welt-Gruppe Nürtingen“.

An zwei Sonntagen wird Raum sein für das Zukunftsprojekt, das den Aktiven der Eine-Welt-Gruppe am meisten am Herzen liegt: Das Welthaus Nürtingen und seine Finanzierung. Bis 2023 soll es realisiert sein: in bester City-Lage und mit großzügigem Raumangebot für alle bereits bestehenden oder angedachten Vorhaben. So die konkrete Hoffnung der Akteure aus Eine-Welt-Gruppe, der Hochschule, aus Gruppen des bürgerschaftlichen Engagements und kirchlichen Gruppen oder auch aus dem Gemeinderat. Arbeitsteilig und in zahlreichen digitalen meetings haben sie in den vergangenen Monaten das Projekt vorangetrieben. Die Suche nach einer geeigneten Immobilie läuft auf Hochtouren, ein schlüssiges Konzept zur Finanzierung ist entworfen: Geplant ist die Gründung einer „Bürger:innen Genossenschaft Nürtingen“, möglichst noch in diesem Sommer. Dieser Name würde das Vorhaben am treffendsten beschreiben, so die einhellige Meinung im Welthaus-Plenum am 29. Mai 21. Die Finanzierung des Welthauses Nürtingen soll nämlich nur ein erstes Projekt sein. Der Satzungsentwurf für diese neue Genossenschaft steckt sich umfassendere Ziele: „die Versorgung der Nürtinger Bürger:innen mit nachhaltigen und fair gehandelten Angeboten in den Bereichen Handel, Gastronomie und Wohnen“. Ein weiteres Ziel ist „ein zentral gelegener Treffpunkt zum Austausch und als Raum für Veranstaltungen und Weiterbildungsaktivitäten zur nachhaltigen Stadtentwicklung und zum Fairen Handel“.

Die abgebildete Grafik ist eine Momentaufnahme aus dem Plenum Ende Mai. Sie zeigt, was alles in das neue Welthaus hineinpassen soll: Bildungsarbeit zum Thema der Gerechtigkeit in der globalen Welt, Kommunikation und Vernetzung der Gruppen und Personen, die an diesen Themen von Ökologie, Nachhaltigkeit, Fairness und Frieden in der Einen Welt arbeiten, Einkaufen von fair gehandelten Lebensmitteln, Kosmetik und Schmuck, Mode und Accessoires, Kunsthandwerk und Papeterie, oder einfach nur eine Tasse Kaffee, ein Imbiss und ein entspanntes Schwätzchen.

Das meiste davon wird ja schon seit vielen Jahren gemacht im Nürtinger Weltladen in der Kirchstraße 25 – mit zunehmendem Erfolg, mit wachsender Nachfrage, mit wachsendem Interesse der Bevölkerung an all den Fragen einer globalen Gerechtigkeit, mit wachsendem Engagement der Aktiven. Aber alles ist dort viel zu klein, zu beengt, zu wenig zukunftsträchtig. Eine „Fairtrade-Town Nürtingen“ braucht mehr als 80 m².

Speziell ein neu angedachtes Projekt würde da überhaupt nicht unterkommen können: eine „Weltküche“ – gemeinsames Kochen und Essen als kommunikatives Geschehen. Die im Weltladen angebotenen fairen Lebensmittel und Produkte live ausprobieren mit internationalen Rezepten; Begegnung mit Menschen, die hier leben, woher auch immer sie gekommen sind und was auch immer sie mitgebracht haben an Geschichten, an Bräuchen, an Koch- und Essgewohnheiten. Neugieriges Kennenlernen von Neuem. Und das alles auf der „urban-gardening“ – gestylten Außenterrasse, wo man sich mit den benötigten Gewürzen gleich frisch bedient und hinterher seinen Espresso genießt.

Weitere Informationen unter www.nuertinger-weltladen.de und www.welthaus-nt.de, mit Anmeldemöglichkeit zu einem Newsletter.

M.Walter