RÜCKBLICK

Die „41. Eine-Welt-Tage und Nürtinger Friedenswochen 2020“ waren von Beginn an überschattet von der Anspannung, ob und in welchem Umfang das vielfältige Programm entsprechend der Corona-Richtlinien durchgeführt werden könnte. Einiges konnte noch stattfinden, anderes nicht.

Anbei finden Sie ein paar Rückblicke zum Nachlesen:

Clemens Ronnefeldt – Vortrag Manuskript
Rainer Schmid – Vortrag Manuskript
STELP – Aufzeichnung der Veranstaltung (Youtube)
Presse – Rückblick erschienen in der Nürtinger Zeitung am 28. Nov. 2020

 

Frieden in der Einen Welt

1857 wurde Otto Ludwig Umfrid in Nürtingen geboren. 1920 starb er. Sein Todestag jährt sich dieses Jahr zum hundertsten Mal. Otto Umfrid studierte in Tübingen Evangelische Theologie und wurde dann Gemeindepfarrer, erst im Nordschwarzwald, dann in Stuttgart. Dort wurde er Herausgeber der Zeitschrift „Völkerfrieden“. 1894 trat der der Deutschen Friedensgesellschaft DFG bei und gründete 1899 den DFG-Landesverein Württemberg. In vielen öffentlichen Auftritten setzte er sich für eine Verständigung Deutschlands mit dem „Erbfeind“ Frankreich und mit England und Russland ein. Christus habe den Frieden gepredigt, also könne man nicht für Rüstung und Krieg sein. Es sei „Gotteslästerung“, aus nationalistischen Gründen einen Krieg zu rechtfertigen. Immer wieder kritisierte er die Pflege nationalistischer Feindbilder. In den diskriminierenden Rassentheorien sah er einen „krassen Rückfall in die Barbarei“. Die Reaktion seines Arbeitgebers (nicht Gott, sondern die Württembergische Landeskirche) ließ nicht auf sich warten: er erhielt einen dienstlichen Verweis. Ein Kollege spuckte ihn an wegen seiner „Gemeinschaft mit Juden und Judengenossen“. Ein anderer bezeichnete ihn als „agitatorischen Friedenshetzer“. Berta von Suttner schlug ihn für den Friedensnobelpreis vor. Doch dieser wurde ab 1914 vorläufig ausgesetzt – wegen des Ersten Weltkriegs. Am 9. 11. 2020 wird Dr. Manfred Schmid über Umfrid einen Vortrag halten. „Pazifisten sind die besseren Realisten“ – diese These, über die Rainer Schmid am 8. 11. 2020 referieren wird, wäre sicher im Sinne von Umfrid gewesen. Über die Ereignisse im Libanon (29. 10. 2020) und ein Atomares Deutschland (13. 11. 2020) hätte Umfrid ein klares Urteil gehabt. Am 15. 11. 2020 kann Umfrid nicht selbst die Predigt im Gottesdienst im Martin-Luther-Hof halten; Pfarrer Paul Bosler wird ihn sicher vor seinem inneren Auge haben. Für den überzeugten Europäer Umfrid wäre eine „Festung Europa“, über die Dr. Ramona Lenz von medio international berichtet, sicher ein Grauen. Und angefangen von den Abenden der Eine-Welt-Gruppe am 22. und 23. 10. bis zur Buchvorstellung zur Situation der Sinti und Roma in Auschwitz – Umfrid hätte sicher keine Veranstaltung ausgelassen. Mögen die 41. Eine-Welt-Tage und Friedenswochen 2020 dazu beitragen, dass dem Nürtinger Umfrid viele weitere „agitatorische Friedenshetzer“ folgen. Seien Sie in diesem Sinne herzlich eingeladen, die vielfältigen Angebote vom 22. 10. bis 26. 11. 2020 zu nutzen!
Dr. Johannes Heimann