Das war keine alltägliche Versammlung am Tag der Deutschen Einheit in der Rathaushalle: Bei der Verleihung des 18. Dr.-Erwin-Rumpel-Preises durch die CSU-Stadtratsfraktion hatten sich viele Sozialdemokraten unters Publikum gemischt. Der Grund: Der Preis ging an die Eine-Welt-Gruppe Kitzingen. Die wurde vor 24 Jahren vor allem von Frauen aus der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) gegründet.
Der Preisträger passt in die Zeit. Angesichts der Flüchtlingsströme heißt eine Antwort auf die Frage, wie die Zahl an Hilfesuchenden eingedämmt werden kann: Die Lebensbedingungen in den Herkunftsländern verbessern. Was aktuell klingt, darüber hatte sich die AsF schon vor 25 Jahren Gedanken gemacht, sagte der CSU-Fraktionsvorsitzende Andreas Moser. Die AsF hatte Anja Bachleitner von der Organisation „terres des hommes“ 1990 zu einem Vortrag über Entwicklungshilfe und Hilfe zur Selbsthilfe nach Kitzingen geladen – mit Folgen. Die Besucherinnen des Vortrags überlegten spontan, wie sie vor Ort Hilfe leisten könnten. Schnell stand der Beschluss: Auch in Kitzingen soll der faire Handel intensiviert und mit einem Eine-Welt-Laden ermöglicht werden. Denn klar war: Nur mit einem gerechten Warenhandel können die Lebensbedingungen der Produzenten und ihrer Familien verbessert werden.
Vor allem durch gerechte, existenzsichernde Preise für Lebensmittel. Menschenrechte und Naturschutz sollten dabei mit im Mittelpunkt stehen.
Seit 24 Jahren betreibt der Verein nun den Weltladen, hat rund 100 Mitglieder und 40 Aktive. Die sorgen ehrenamtlich dafür, dass fair gehandelte Waren in der Oberen Kirchgasse gekauft werden können.
„Wir wollen uns auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen“, sagte Elisabeth Bachleitner, eine der Sprecherinnen des Vereins. Sie kündigte an, für das kommende Jubiläumsjahr ein hohes Ziel zu haben: Kitzingen zur „Fair-Trade-Town“ zu machen.