Inhaltsverzeichnis:

 

  • Bilder in chronologischer Reihenfolge, sofern bekannt

 

  • Fritz Blocher: Geschichte des Böblinger Weltladens – ein Überblick

Udo Freier:  Interview mit Gisela Blu

  • Von der Gründung des  Arbeitskreises Dritte Welt 1971 bis 1979
  • Karl-Heinz Münch: Vom „Arbeitskreis Dritte Welt“ 1979 zum Weltladen
    Fritz Blocher: Festschrift zum 25jährigen Bestehen des Weltladens vom 18. Nov. 2005
  • Ursel Weste: 1984: Wareneinkauf damals.
  • Irmgard Betz: 1984: Impressionen vom Ladendienst

Dr. Fritz Blocher:
Geschichte des Böblingen Weltladens – ein Überblick                                    

Der folgende Überblick soll die Entstehung des Weltladen Böblingen in seinen Anfängen zeigen. Die Auseinandersetzung um die Dritte Welt, der Arbeitskreis, der Grüne Turm und schließlich der Laden in der Stadtgrabenstrasse sind die Etappen.
Ein erster Überblick:

Mitte der siebziger Jahre:

unter der Leitung von Pfarrerin Blocher entsteht im Böblingen Haus der Begegnung am Berliner Platz ein Gesprächskreis zu Problemen der Dritten Welt. Teilnehmer waren unter anderem Dr. R. Küster und R. Wittur, beide IBM-Mitarbeiter.

1980:

Gründung eines Weltladens im Grünen Turm, in dem fair gehandelte Produkte aus Entwicklungsländern verkauft werden. Der Arbeitskreis Dritte Welt, dessen ehrenamtliche Mitarbeiter den Laden betreiben und die sich 14 täglich zur Weiterbildung und zur Vorbereitung von öffentlichen Dritte-Welt Aktionen treffen.

Der Weltladen ist mit einem Stand auf den Böblingen Weihnachtsmarkt vertreten. Ein gebrauchter VW-Bus wird gekauft, mit dem der Weltladen den samstäglichen Wochenmarkt vor dem Städtischen Feierraum beschickt.

1988:

Theateraufführung der Mitarbeiter des Weltladens und des Asylbewerber Arbeitskreises, unterstützt von Lehrern und Schülern des Otto Hahn Gymnasiums im überfüllten Saal der Volkshochschule. Gespielt wird “Tribunal 88“, eine Kritik an der Konferenz des Internationalen Währungsfonds angesichts des größer werdenden Schuldenberges der Entwicklungsländer.

1998:

Umzug des Weltladens in ein größeres Ladengeschäft in der Stadtgrabenstraße 27. Der Umsatz und die Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter steigen deutlich an. Aus Überschüssen werden in den folgenden Jahren verschiedene Dritte-Welt Projekte finanziert, unter anderem eine Ölmühle in Burkino Faso.

2002
im Weltladen wird das in Ostafrika spielende Theaterstück „Verheißenes Land“ von der Sindelfinger Theatergruppe „Kulisse“ aufgeführt

Dr. Udo Freier: Interview mit Pfarrerin a.D. Gisela Bluth-Blocher

Wie kam es zur Gründung des Arbeitskreises Dritte Welt, was war dabei

Deine Aufgabe?

Im Oktober 1970 bekam ich im Kirchenbezirk Böblingen als Vikarin eine 50%-Stelle und konnte erreichen, nur für die Erwachsenenbildung zuständig zu sein. Von Dekan Jakob Straub erhielt ich den Dienstauftrag, u.a. einen Arbeitskreis Dritte Welt auf KIrchenbezirksebene aufzubauen. Hierzu fand Anfang 1971 ein 4 Abende umfassendes Seminar statt, das von evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in Böblingen und Sindelfingen sowie der Volkshochschule veranstaltet wurde. Das Thema war „Was ist Entwicklung“. Zur Vorbereitung hatte ich ein Team von 8 Personen gebildet. Das Seminar fand mit etwa 60 Teilnehmern aus Böblingen und Sindelfingen statt. Ein Ergebnis dieses Seminars war das Interesse einer weiterführenden Zusammenarbeit. Der Arbeitskreis Dritte Welt Böblingen-Sindelfingen wurde gegründet und begann mit seiner Arbeit.

Wo tagte der Arbeitskreis?

Treffpunkt war ein Raum in der Evangelischen Versöhnungskirche auf dem Goldberg die etwa in der Mitte zwischen Böblingen und Sindelfingen liegt. Der Gemeindepfarrer Herrmann stellte dem Arbeitskreis einen Raum zur Verfügung. Vierzehntäglich traf man sich zu verschiedenen Themen, beispielsweise „Die Kolonialzeit und ihre Folgen für die Länder der Dritten Welt“.
Nach einiger Zeit gab es Differenzen, man trennte sich und es gab einen Arbeitskreis Sindelfingen und einen Arbeitskreis Böblingen, den ich leitete.

Was war die Aufgabe des Arbeitskreises?

Der Arbeitskreis traf sich regelmäßig im Haus der Begegnung, Berliner Straße 39.

Es folgten Seminare, die der Böblinger Arbeitskreis zusammen mit der Volkshochschule veranstaltete, z.B. zum  Thema Tansania. Die Volkshochschule hat sich mit ihrer Programmzeitung und über Infoblätter an der Werbung beteiligt. Ich habe aber beispielsweise zusammen mit meinem Mann Handzettel in die Briefkästen verteilt. Daneben haben die ev. Kirchengemeinden sich an der Finanzierung der Werbemittel, z.B. Plakate, Handzettel, beteiligt. Die Seminare waren sehr erfolgreich, teilweise kamen über 60 Teilnehmer.
Sehr engagiert war Reinhard Küster, ein ehemaliger Physiker aus dem IBM-Labor Rauer Kapf, der mich bei dieser Arbeit unterstützt hat. Er ist 2005 verstorben.

Bald wurde ein ökomenischer  Ausschuss gegründet, in dem alle Kirchengemeinden vertreten waren. Hier gab es einen Dritte-Welt-Ausschuss, der neben dem Arbeitskreis Dritte Welt existierte. Seine Aufgabe war, das Thema Dritte Welt in die Kirchengemeinden zu bringen. Der Arbeitskreis Dritte Welt und der ökumenische Ausschuss arbeiteten parallel und ergänzten sich, der eine mit politischen, der andere mit kirchlichem Schwerpunkt.

Was war der größte Erfolg des Arbeitskreises?

Der größte Erfolg der beiden Arbeitskreise war eine Veranstaltung zum Thema „Eine Welt“ am 2. Advent 1976 in der in der (heute abgerissenen) Sporthalle Böblingen mit über 3000 Besuchern. Die einzelnen Kirchengemeinden in Böblingen und Sindelfingen hatten beschlossen, statt der eigenen Veranstaltung eine gemeinsame, zentrale Veranstaltung zu organisieren. Im Mittelpunkt stand ein Musical von Peter Jantzen und einer Ansprache von Landesbischof Claß, damaliger Ratsvorsitzender der EKD (verstorben 1998).  Es waren Kinderchöre und eine Theatergruppe beteiligt. Es gab einen Verkauf von Dritte-Welt-Waren. Dieser große Erfolg kam durch die Werbung in allen beteiligten Kirchengemeinden und durch ein großes Engagement des Arbeitskreises zustande, z.B. Handzettel, Plakate, Presse. Ich hatte Handzettel bis nach Stuttgart-Vaihingen verschickt. Die Kreiszeitung hatte eine Extraseite gedruckt.

Wann hat der Verkauf von Dritte-Welt-Waren begonnen?

Der  Verkauf von Dritte-Welt-Waren begann etwa 1973 auf dem Wochenmarkt.
Immer mehr Kirchengemeinden beteiligten sich an einer ökumenischen Zusammenarbeit. Sehr gern habe ich mit Pfarrer Löffler von der kath. Gemeinde St. Maria, Berliner Str. zusammengearbeitet. Dort fand der erste regelmäßige Verkauf im Gemeindesekretariat statt.

Was waren die Dritte-Welt-Sonntage in Böblingen?

Ab 1974 fand an jedem 2. Advent in allen evangelischen und katholischen Gemeinden in Böblingen ein Dritte-Welt-Sonntag statt. Es gab ein gemeinsames Programm, Kanzeltausch (Pfarrer predigten in Nachbargemeinden), Theaterstücke von Schülern wurden aufgeführt. Hier war auch mein Mann aktiv, es wurden z.B Dritte-Welt-Waren verkauft. Mein Impuls zu dieser ökumenischen Veranstaltung fand in den Gemeinden eine sehr positive Resonanz.

Dein Engagement wurde durch Deinen Aufenthalt in Afrika unterbrochen. Wann war das?

Ich ging mit meiner Familie von August 1977 bis Dezember nach Tansania. Dort haben wir praktische Entwicklungsarbeit geleistet.

Bereits damals hatte man die Idee eines Weltladens in Böblingen diskutiert.

Du hattest Dich in dieser Diskussion kritisch geäußert, was waren Deine Bedenken?

Ich befürchtete, dass ein Weltladen nur ein Nischendasein führen kann, dass er nur von wenigen Menschen wahrgenommen wird, dass unsere politische Botschaft nur wenige Menschen erreicht und dass der Warenumsatz und die daraus resultierende Hilfe für die Länder Dritten Welt sehr begrenzt sein wird. Meine Vorstellung war, dass die Produkte aus den Ländern der Dritten Welt in allen Läden gekauft werden können und sichtbar sein müssen. Die Menschen müssen in den Läden über diese Produkte geradezu stolpern. Ich hätte es besser gefunden, hierzu den Einzelhandel zu überzeugen.

Außerdem hatte ich befürchtet, das Dritte-Welt-Engagierte zeitlich und fachlich überfordert sein könnten.

 

 

Karl-Heinz Münch: Vom ‚Arbeitskreis Dritte Welt‘ zum Weltladen

Der Arbeitskreis Dritte Welt (AK3.W)

Mein Kontakt zum Arbeitskreis begann im Mai 1979. Ich begann in diesem Monat meinen Dienst als Erwachsenenbildungsreferent im Evangelischen Kirchenbezirk Böblingen.

Zu den Aufgaben des EB-Referenten gehörte auch die Begleitung des Arbeitskreises  im Haus der Begegnung Böblingen. Ein Mitglied war im Leitungskreis am Haus der Begegnung vertreten und somit auch an der Einstellung des EB-Referenten beteiligt. (1979: Roland Wittur, später Entwicklungsexperte beim DED).

Der AK selbst wurde als Gruppe im Bereich der Evangelischen Erwachsenenbildung (EB) 1974 gegründet und seit Gründung von der EB betreut. Er wurde inhaltlich und auch finanziell vom Kirchenbezirk BB unterstützt, verstand sich selbst aber von Anfang an als überkonfessionell.

Die Gruppe traf sich 14-tägig und zählte bis zu 20 Mitglieder (Studenten, Hausfrauen, Pfarrer, Schüler, Pädagogen, EDV-Experten, Ingenieure -von 16 bis 70- aus Böblingen, Sindelfingen und Umgebung).

Neben den regelmäßigen Treffen im Haus der Begegnung fanden Wochenendseminare statt (später häufig in Zusammenarbeit mit der VHS Böblingen).

Themen: Ursachen und Zusammenhänge von Armut und Reichtum, Konsequenzen und Forderungen für die Politik und jeden Einzelnen, Sensibilisierung der Bevölkerung für Fragen der Gerechtigkeit und Frieden in der ‚Einen Welt‘.

Pflichtlektüre des Schweizer Ökonomen Rudolf H. Strahm: „Warum sie so arm sind“. Nicht nur im AK3.W selbst wurde entwicklungspolitisch diskutiert, immer wieder brachte sich der AK in der Öffentlichkeit mit seinen Anliegen ein.

Beispiele:

– Tag für Haiti 1991 mit szenischer Lesung

– eigene entwicklungspolitische Theater-AG mit kritischen Beiträgen zur Politik des IWF

– Konzerte mit Groupo Sal und anderen Künstlern aus Afrika und Lateinamerika

– Lesung mit Ernesto Cardenal

– Theaterstück der Berliner Companie ‚Oscar Romero‘,

– Aktionen zu 500 Jahre Entdeckung Lateinamerikas

Der Dritte-Welt-Laden

Neben dem entwicklungspolitischen Anspruch wurde die Frage des gerechten Handels immer wichtiger. Es bestand Handlungsbedarf.

Die Diskussion über die Gründung eines ‚Dritte Welt-Ladens‘ ließ nicht lange auf sich warten.

Um sich zu Informieren, wurden Exkursionen nach Stuttgart und Herrenberg durchgeführt, hier gab es bereits Läden auf ehrenamtlicher Basis. Probleme bei der Realisierung in Böblingen gab es genug:

– Wo gibt es geeignete und bezahlbare Räume?

– Woher kommt ein Startkapital für Ladeneinrichtung und Erstbestückung?

– Sind ausreichend MitarbeiterInnen vorhanden, um normale Öffnungszeiten zu garantieren?

– Nimmt die Böblinger Bevölkerung ein solches Angebot an?

Anfang der 80er Jahre war es dann soweit. Die Ladengründung wurde beschlossen.

Die Evangelische Gesamtkirchengemeinde stellte das 1. OG im Grünen Turm, ein Böblinger historisches Gebäude, zur Verfügung. Eine Elektroheizung wurde eingebaut.

 

Die Jahresmiete (inkl. Heizung) und Strom betrug 500,- DM. Dieses Problem schien gelöst.

Startkapital? Der Bedarf für Renovierung, Ladeeinrichtung und Erstwarenbestand wurde auf ca. 5.000,- DM beziffert. Evangelische und Kath. Gesamtkirchengemeinden gaben jeweils einen überschaubaren Zuschuss, den Löwenanteil von

etwa 4.000 DM brachte die Gruppe selbst auf.

Bei einem ‚historischen‘ Arbeitskreistreffen gewährten die Mitglieder -je nach individuellen Möglichkeiten- dem AK3.W persönliche Darlehen zu Ladengründung.

Der kleinste Betrag eines Schülers betrug 20.- DM, der größte (Ingenieur) 1000,- €.

Die Summe lag bereits am Gründungsabend ‚auf dem Tisch‘, mit Begeisterung gingen die AK-Mitglieder ans Werk. Rasch war der Laden renoviert und die in Leonberg ansässige GEPA (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt) lieferte Waren aus fairem Handel.

Damit hatte der Landkreis Böblingen (neben Herrenberg) den 2. ‚Dritte Welt-Laden. Für den Landkreis, ja für den Großraum Stuttgart seinerzeit etwas Besonderes.

Der AK3.W konstituierte sich auf Vereinsbasis, eine Voraussetzung für den Ladenbetrieb.

In der Anfangsphase des Ladens wurde leidenschaftlich über das Produktsortiment diskutiert und gestritten. Jute statt Plastik, der Slogan der ersten Stunde. Jutetaschen, Kaffee und Tee oder Honig, alles von gemeinnützigen Kooperativen waren selbstverständlich.

Strittig dagegen war z.B. Wein oder Kunsthandwerk. Auch ein großes Sortiment an ‚Umweltschutzpapier‘ wie Hefte für Schüler oder UWS-Kopierpapier gehörte zum Sortiment.

Für die die damalige Zeit ein Angebot, was selbst für manches Papierwarengeschäft noch nicht selbstverständlich war.

Da täglich andere Ehrenamtliche im Laden verkauften, wurde der Schüssel im Fahrradgeschäft Jaiser BB abgegeben.

Einmal wurde die Kasse aus dem Laden entwendet, der Dieb aber zeigte Reue und brachte sie samt Inhalt nach einigen Wochen zurück.

In der Praxis jedoch hatte sich der erste Laden weniger bewährt. Die Lage erwies sich als ungünstig, besonders im Winter war der Treppenaufstieg (nicht nur für ältere Kunden) recht gefährlich.

Öffnungszeiten nur nachmittags. Das manchmal nachmittags nur 1-2 Kunden kamen (manchmal auch niemand) störte anfangs nicht so sehr. Die ’normale Hausfrau‘ gehörte eher selten zu den Besuchern.

Doch wenn sie schon mal im Laden waren, wurden sie durch Kaufboykott-Parolen abgeschreckt wie etwa „Kauft keine Waren aus Südafrika“. SchülerInnen trafen sich bei Kaffee oder Tee, diskutierten über eine gerechtere Welt und nahmen den Laden (ohne Kaufabsicht) gerne als Treffpunkt an.

Auch wenn der Laden zu 100% auf ehrenamtlicher Basis betrieben wurde, hat er sich ökonomisch nicht rentiert. Jeder ’normale Betrieb‘ hätte bei diesen Umsätzen nach wenigen Wochen geschlossen.

Die jährlichen Überschüsse, mit den Entwicklungsprojekte gefördert werden sollten, gingen gegen null. Gewinne erzielen war auch nicht das Hauptanliegen des AK3 W. Der Verkauf der Produkte selbst unterstützte bereits die bäuerlichen Genossenschaften in der Produktionsländern.

Dennoch – die Motivation war ungebrochen, mit einem mobilen Verkauf sollte durchgestartet werden.

Der Verkaufsbus

Ein liebevoll mit Regalen ausgestatteter und entsprechend umgebauter grüner VW-Campingbus (2.000 DM) mit der Aufschrift ‚Kolonialwaren‘ und erweiterter Produktpalette kam ab Sommer 1991 wöchentlich 3x zum Einsatz:

Freitags 17.00 – 20.00 Uhr Böblingen, Stadtgrabenstraße (vor Volksbank),

samstags BB Wochenmarkt, mittwochs Wochenmarkt Schönaich.

Auch konnte man sich den gefüllten Bus für ein Event in einer Schule oder Kirchengemeinde zum dortigen Verkauf ausleihen.

Die Umsätze jedoch waren auch hier übersichtlich, nennenswerte Gewinne wurden nicht erzielt. Hinzu kam der nicht repräsentative Zustand des Fahrzeugs, das nach weniger als 2 Jahren Einsatz aufgegeben wurde (Motorschaden). Was nun? Aufgeben? Das war nicht die Philosophie des AK 3.W.

Der neue Verkaufsbus war ein nur wenige Monate alter neuwertiger Minibus von Suzuki (weiss). Klein, aber fein. (9.000 DM). Schnell wurde er als Verkaufsbus eingerichtet und war als wendiges Mini-Bussle oft im Einsatz. Dank pfiffiger Ausstattung wie passgenaue Regale, Markise und Außenlicht war er in Minutenschnelle einsatzbereit.

Bei einem Jubiläum im Haus der Begegnung wurde er kurzerhand ins Foyer geschoben. Er diente also nicht nur dem Verkauf, sondern war auch ein Repräsentationsobjekt des AK3 W. Doch nach etwa 3 Jahren: Motorschaden (Bedienungsfehler des Fahrers) wurde das Projekt mobiler Warenverkauf aufgegeben.

Mit dem Verkauf fair gehandelter Produkte in Böblingen, sowohl im Weltladen Grüner Turm als auch mit den beiden Verkaufsmobilen wurden wichtige Akzente gesetzt.

Immer mehr Bewusstsein in der Bevölkerung war zu erkennen, Kirchengemeinden und Behörden fingen an, z.B. fair gehandelten Kaffee in ihren Büros, bei ihren Gemeindesfesten auszuschenken. ‚Normale Geschäfte‘ nahmen z.B. den GEPA-Kaffe in ihr Sortiment auf. Die Ladenidee griff weiter um sich, immer mehr Läden entstanden und mit Hilfe der Böblinger Gruppe wurde auch in Sindelfingen ein Weltladen gegründet.

Auch die Begrifflichkeiten hatten sich geändert.

Aus Dritte-Welt-Läden wurden Weltläden: Fachgeschäfte für fairen Handel.

Und wie sollte es in Böblingen weitergehen?

Der neue Laden in der Stadtgrabenstraße

Nachdem Grüner Turm und 2 Verkaufsbusse nicht zukunftsfähig waren, wurde 1999 leidenschaftlich über einen neuen Laden diskutiert.

Es gab 2 Alternativen: Weitermachen so wie bisher (mäßiger Verkauf, wenig Risiko, Schattendasein)

oder: Neuer Laden in günstiger Lage, Einsatz von Kapital und Personal, ortsübliche Ladenöffnungszeiten). Es stand viel auf dem Spiel.

Das alte Konzept galt als tot, nicht motivierend, wenig zukunftsorientiert, kaum Hoffnung auf Erfolg.

Das neue Konzept: Hohes Risiko, ein Scheitern würde vermutlich ein endgültiges Aus bedeuten.

Es bot sich ein Laden in der Böblinger Stadtgrabenstraße an, vermittelt durch Kath. Gesamtkirchengemeinde (Irmgard Betz). Ortsübliche Miete 2000.-DM.

Das Projekt wurde angepackt und wie sich herausstellen sollte, mit Erfolg. Ein Partner wurde gewonnen (Altdorfer Mühle) der seine Produkte in einer Ecke des Ladens anbot.

Neue MitarbeiterInnen fanden sich und das wichtigste: Der Laden wurde und wird von der Bevölkerung angenommen – und das gilt 15 Jahre nach Gründung des neuen Ladens immer noch.

Dr. Friedrich Blocher: 25 Jahre Weltladen

Manche von uns reiben sich die Augen und fragen: haben wir das wirklich alles erlebt? Oder haben wir das nur geträumt als einen ernsten Traum? Nur, da gibt es ja heute Abend Gesichter, die wir kennen, die zu uns gehören aus den achtziger und neunziger Jahren.

Einer erinnert sich noch an das Jahr 1980, als die Idee aufkam, nicht nur über die 3.Welt zu diskutieren, sondern einen Dritte-Welt-Laden einzurichten.

Mit Indio-Kaffee aus Guatemala fing es an, mit „Jute statt Plastik“ Taschen, damals „in“ bei den Böblinger Schülern, mit Schulheften aus Umweltpapier, mit Kerzen aus Soweto. Südafrika war damals vor seiner Unabhängigkeit ein hervorragendes Thema. Wir schrieben Briefe an die Banken wegen ihrer Geschäfte mit der Apartheid. Alle 14 Tage trafen sich die damaligen Mitarbeiter im ersten Stock des Hauses der Begegnung, um sich zu informieren und zu beraten. Rudolf H. Strahms „Warum sie so arm sind“ und Brigitte Erlers „Tödliche Hilfe“ waren unsere Stammautoren. Roland Bunzenthal Von der Frankfurter Rundschau, Dr. Kessler, der heutige Chefredakteur von  Publik Forum besuchten uns.

Wer waren „wir“? Gestattet mir, ein paar Namen stellvertretend für alle anderen zu nennen: unser Joseph Haag gehörte zu den Mitarbeitern und Verkäufern der ersten Stunde. Maria Ruoff, die während des Ladendienstes Handschuhe und Socken für ihre Enkel strickte; sie wohnte eigentlich in Sindelfingen und als die Sindelfinger fünf Jahre nach uns ihren eigenen Dritte-Welt Laden eröffneten, überbrachten wir Ihnen in einem alten Leiterwägele, von einem Leintuch bedeckt, unsere Maria als Überraschungsgeschenk. Irmgard Betz, Uschi Werner und Ursel Weste gehörten schon damals dazu, Eberhard und Leni Knoll, heute wohnhaft in Rosenfeld. Auch ein Türke, unser Jaschar Duran war viele Jahre mit dabei.

Nun, so wohl wir uns im Grünen Turm fühlten, es zog uns doch immer wieder hinaus auf die Straßen und Plätze unserer Stadt. Wir bewarben uns um einen Dritte-Welt Stand auf dem Weihnachtsmarkt und fanden dafür weitere Verkäuferinnen und Verkäufer, vor allen aus den Kirchengemeinden. Als der Internationale Währungsfonds mit Sitz in Washington 1988 eine Jahrestagung in Berlin veranstaltete, demonstrierten wir dagegen mit einem Theaterstück im vollbesetzten Zahl der Volkshochschule im Höfle, an dem sich verschiedene Böblingen Aktionsgruppen, darunter eine Asylbewerber-Gruppe, Schüler Böblingen Schulen und die großen und kleinen Kinder der Weltladen-Mitarbeiter. Erinnerungen daran und an viele andere Aktionen finden Sie auf Fotos, Zeitungsausschnitten u.a. auf unserer Pinnwand.

1992 beteiligten wir uns an einem Haiti-Tag in der Kirche und im Gemeindehaus von St. Bonifatius. Aus dem für Dritte Welt Projekte bestimmten Überschuss aus unseren Verkäufen unterstützten wir jahrelang ein handwerkliches Ausbildungszentrum auf Haiti.

Schon 1990 hatten wir die Idee, einen VW-Bus als fahrbaren Laden einzurichten, um näher an unsere Kunden heranzukommen. Er stand einmal in der Woche auf dem Platz zwischen Volksbank und Deutsche Bank, später längere Zeit samstags auf dem Böblingen Wochenmarkt beim Städtischen Feierraum; außerdem einmal in der Woche auf dem Schönaicher Markt, wo unsere Gerda Ebbinghaus regelmäßig Dienst machte; sie war einer unserer treuesten Mitarbeiterinnen und ihrer gedenken wir heute besonders, denn sie erlag schon 1997 ihrer schweren Krankheit.

Doch zurück zu unserem Grünen Turm. Bekanntlich führen da viele Stufen von der Straße bis zur Ladentür im ersten Stock hinauf, was sich je länger je mehr vor allem für unsere älteren Kunden als Manko erwies. Die Umsätze gingen allmählich zurück, der Reiz des Neuen verblasste. Anfangs war der Laden von Montag bis Freitag an Nachmittagen geöffnet, dann nur noch dreimal, schließlich nur noch Dienstag und Donnerstag nachmittags. Das beunruhigte und beschäftigte uns. Wie heißt es so schön in Heinrich Böll Satire: „Es muss etwas geschehen“, und es geschah dann auch etwas: keine Beerdigung wie in Bölls Geschichte, sondern ein neuer Aufbruch!

Unsere Irmgard Betz hatte uns ihr Ferienhaus in Wittendorf im Schwarzwald zur Verfügung gestellt und dort brüteten die im Lauf der Jahre etwas müde gewordenen Ladner und Ladnerinnen miteinander. Gut, dass unsere Ingrid Richter aus Bietigheim dem Häuflein mit gutem Zureden und prima Ideen neuen Auftrieb verlieh! Und siehe da: eines Tages läutete das Telefon: Herr Pfarrer Streit war am Apparat und bot uns einen großen  Laden in

der Stadtgrabenstraße 27 an. Wie hieß nun die Alternative: weiterwursteln im Grünen Turm oder: einen viel besseren Standort bei ziemlich hoher Miete! Da ging das Diskutieren und Kalkulieren erst richtig los. Aber schließlich am 1. Dezember 1998 zogen wir hier ein. Wieder kamen viele neue Helfer dazu, die uns alte Kämpen beflügelten. 18 Jahre im Grünen Turm hatten wir geschafft, inzwischen sind schon wieder sieben Jahre vergangen und den Laden gibt es immer noch!

Wenn ich daran denke, dass die Böblinger das Ladensterben in der Innenstadt beklagen, können wir uns mit unserer Leistung sehen lassen. Aber ich glaube, wir sind auch der einzige Laden in Böblingen, der nicht ein oder zwei oder drei Leuten gehört, sondern gleich 25, die alle gleichberechtigt sind und alle ehrenamtlich mitarbeiten, einen weiten Horizont haben, indem sie sich Weltladen nennen und die ihren vergrößerten Kundenkreis im neuen Laden noch größer machen wollen.

Dafür ist unser Laden sehr gut geeignet, er hat Platz und wurde zum heutigen Jubiläum mit teilweise neuen Regalen und neuer Beleuchtung noch attraktiver gemacht. Ich darf verraten, dass es unter unseren Mitarbeitern IBM-Ruheständler gibt, die IBM gewährt allen ihren aktiven oder ehemaligen Mitarbeitern, die im gemeinnützigen Projekten mitarbeiten, einen ansehnlichen Projektzuschuss, der diese Verschönerung unseres Ladens ermöglichte. Dafür danken wir als Weltladen herzlich.

Im schönen großen Laden können und konnten wir immer wieder zu einem Weltladen-Frühstück einladen und dazu prominente Besucher begrüßen; ich erwähne nur unseren Oberbürgermeister, den Landrat, den evangelischen und katholischen Dekan, die Direktorin von Brot für die Welt, Bundestagsabgeordnete unseres Wahlkreises und die parlamentarische Staatssekretärin im Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Dr. Uschi Eid. Theaterstücke, Konzerte und Tanz kann man hier aufführen, in dem der vordere und hintere Teil des Ladens zu einem großen Raum umgebaut werden. Zu unserem afrikanischen Stück „Verheißenes Land“ waren 80 Personen Publikum anwesend.

Liebe Freunde! Ich will nicht angeben, auch nicht zu rosig malen. Wie sieht die Zukunft unseres Weltladens aus? Aus verschiedenen Gründen können wir zuversichtlich sein: Das Bewusstsein der Bevölkerung für die Probleme in den Entwicklungsländern ist in den letzten 25 Jahren gewachsen. Die Böblingen Mango-Aktion, an der wir als Weltladen mitmachen, zeigt dies deutlich, obwohl die Menschen wegen der hohen Arbeitslosigkeit oder drohender Arbeitslosigkeit gezwungen sind, sparsamer zu sein und preiswert einzukaufen.

In der Öffentlichkeit sind wir bekannter geworden: viele Bürger kennen inzwischen den Weltladen. Tageszeitung und Regionalfernsehen übernehmen unsere Beiträge und kommentieren Sie positiv. Wenn der SV Böblingen bei uns anfragt, ob wir uns an der Bandenwerbung auf dem Sportplatz beteiligen würden, freut uns das. S macht uns auch bei denen bekannt, die bisher nichts von uns wussten. Wenn die Schulen bei uns anfragen, ob sie für ihre Schulpraktika auch Praktikanten in den Weltladen schicken könnten, freut uns das ebenfalls.

Mit solchen lokalen Aktionen stehen wir nicht allein: eine große Zahl von Weltläden -im Land Baden-Württemberg allein sind es 250- bieten im Rahmen der lokalen Agenda Kaffee mit ortseigenem Logo an. In unserem Landkreis schlossen sich die Weltläden von Böblingen, Sindelfingen, Maichingen, Dagersheim und Herrenberg schon vor etlichen Jahren zu einem Forum der Welt Läden, einer lockeren Arbeitsgemeinschaft, zusammen.

Was können wir aus der 25-jährigen Geschichte lernen? Dass die Arbeit der Information und entwicklungspolitische Bildung neben dem Verkauf von fair gehandelten Produkten nicht zu kurz kommen darf. Sie ist unser zweites Standbein. Früher waren wir darin aktiver, hatten aber auch noch keinen so großen Laden, der viele unserer Kräfte bindet. Darum fordern wir sie alle heute abend auf, Mitarbeiter in unserem Weltladen zu werden oder nach Mitarbeitern in ihrem Bekanntenkreis Ausschau zu halten. Wir danken allen, die uns bisher geholfen

haben: unseren Kunden, allen früheren und heutigen ehrenamtlichen Mitarbeitern, den Förderern unseres Weltladens. Möge er auch in den kommenden Jahren wachsen, blühen und gedeihen!

  

Ursel Weste: Wareneinkauf damals

Als ich im Herbst 1985 zum Arbeitskreis kam, angeworben von Irmgard Betz, war der Warenbedarf gegenüber heute sehr viel kleiner. Wenige Kunden besuchten unser Lädle im Grünen Turm. Außer Kaffee, Tee und Honig, wenig traditionellem Kunsthandwerk und Jutetaschen, führten wir damals Schulhefte und Briefpapier aus
Umweltschutzpapier.  Alle diese Waren mussten von uns geholt werden. Die GEPA unterhielt in Bad Cannstatt ein Lager. Sehr bald fiel mir diese Aufgabe zu, teilweise zusammen mit Uschi Werner. Dort herrschte ein sehr lahmer Betrieb. Man war gar nicht flexibel und ohne Terminabsprache lief gar nichts. Das Auto wurde bis zum Rand vollgepackt. In Böblingen angekommen, musste alles in den Turm die Treppe hochgeschleppt werden. Was nicht in den Turm passte wurde in meinem Keller zwischengelagert. Schon damals gab es einen geringfügigen Mengenrabatt.
Dies alles änderte sich mit der Eröffnung der GEPA Regionalstelle in Leonberg und bald auch durch unseren ersehnten Umzug in die Stadtgrabenstraße im November 1998. Damit steigerte sich das Einkaufsvolumen um fast das Dreifache und durch die ständige Ausweitung des Warensortiments bei der GEPA und bei uns. Mehr Kunsthandwerk kam dazu, das wir dann regelmäßig, bis zur Schließung der Reg.-Stelle 2011, dort ausgewählt haben. Für Lebensmittel wurde ein Lieferservice eingerichtet. Außer bei GEPA wurde bei DWP eingekauft, die mit einem Verkaufsbus vorbei kamen.
Mit der Eröffnung des heutigen Ladens wurde unser kleiner Verkaufsbus verkauft und alle waren froh, jetzt nicht mehr bei Wind und Wetter, sondern in unserem schönen Laden verkaufen zu können.

Irmgard Betz : Dezember 1984, Impressionen vom Ladendienst

Der Tag ist trüb, man braucht den ganzen Tag Licht und in großen nassen Flocken
schneit es den ganzen Tag. Ich habe Weltladendienst im 3.Weltladen im Grünen Turm
und komme mir vor wie ein Türmer im Mittelalter. Unten kämpfen sich die Autos durch
den Schneematsch, oben steht einsam und allein im Schein einer trüben Lampe die
Ladendienstlerin. Einnahmen nach meditativen drei Stunden: Null! Also noch ein
Eigeneinkauf für 2.50 DM.
Der Verein zur Hilfe für die Dritte Welt gründet sich und wird Träger des Weltladens.
Es muss sich was ändern! Wenn die Kunden nicht in den Laden finden, muss der Laden eben
zu den Kunden kommen.

Dezember 1985
Fritz Blocher bastelt einen Bauchladen und „besucht“ damit den Böblinger Weihnachtsmarkt
auf dem Marktplatz. Im nächsten Jahr sind wir dann schon stundenweise mit einem Leiterwagen auf dem Weihnachtsmarkt und im Folgejahr teilen wir uns einen Stand mit Familie Cestari und deren selbstgemalten Bildern.
Ab da konnten wir uns einen eigenen Stand leisten (die Stadt erließ uns dankenswerterweise
die Standgebühr) und diesen auch täglich 8-10 Stunden besetzen mit über 60 temporären
MitarbeiterInnen. Es gab sehr kalte Winter und einmal hatten wir die Idee, unseren Honig
verkosten zu lassen mit Butter und Brot. Alles war tiefgefroren, der rechte Geschmack
konnte sich eigentlich nicht entfalten, wir kämpften mit klammen Fingern mit der Butter
und dem klebrigen Honig. Im Turm fror das Klo ein und taute später mit unangenehmen Folgen wieder auf.

Sommer 1989 ( ? )
Kauf eines alten VW-Campingbusses ohne synchronisierte Gänge, schwer zu fahren.
Wir wollen damit auf den samstäglichen Wochenmarkt an der Pestalozzischule.
Das bedeutete, morgens früh den Bus mit Waren beladen, Stand aufbauen und nach
Beendigung Bus wieder ausräumen und zum Parkplatz am Haus der Begegnung fahren.
Vermutlich 1992 Kauf eines kleinen Suzukibusses. Kurt und Gerda Ebbinghaus bauen
ihn liebevoll zum Marktstand aus mit ausfahrbarer Markise – die allerdings bald
darauf gestohlen wird.
Der Weltladenbus ist nun fester Bestandteil des Böblinger Wochenmarkts und die Rolle
als Marktfrau/Mann macht eigentlich allen Spaß, sommers wie winters.
Als Projekt haben wir einige Jahre die Hilfe für Haiti, das Lebenswerk von Paula Iten
von der Bethlehem Mission in der Schweiz. In diesem Zusammenhang reise ich
gleich nach dem Sturz von Diktator Duvalier nach Haiti und besuche einige der
Projekte. Es treten Zweifel auf, ob die einheimischen  Partner vor Ort und unsere Vorstellungen von nachhaltiger Hilfe zusammenpassen. In der Person von Paula Iten allerdings liegt eine gewisse Garantie für das Ankommen der Hilfe. Wir schließen uns kurz mit einer anderen Haitihilfsorganisation, die Werkstätten einrichtet.
Als Verein müssen wir jährlich eine Vollversammlung mit Wahl des Vorstandes etc. abhalten.
Diese weitet sich im Lauf der Jahre aus zu einem gemeinsamen Wochenende im Schwarzwald, ein Tag Mitarbeiterschulung, ein Tag Regularien und Gemütlichkeit. Silke Ederer bringt dazu einmal ihr eben geborenes Baby mit!
Ich erinnere mich immer wieder sehr gerne an diese Wochenenden. Aber: Die Umsätze im Grünen Turm sind trotz Wochen- und Weihnachtsmarkt bescheiden.
Es wird klar, wir brauchen einen anderen Laden. Wir schauen uns immer wieder diverse
Lokalitäten an, sie sind entweder zu groß oder zu klein oder zu abgelegen oder zu teuer.
Sollen wir uns etwas teilen, z.  B. mit dem eben entstehenden Tafelladen oder mit dem
Second Hand der Diakonie? Also mit gammligen Salatköpfen oder muffigen Kleidern?
Es findet sich keine Mehrheit.

Schließlich wird wieder einmal der Laden in der Stadtgrabenstrasse frei, der uns bis dahin
unerreichbar erschienen war wegen dem Preis. Der Arbeitskreis Dritte Welt steht vor
seiner größten Herausforderung. Können und wollen wir uns das leisten? Passt das zur
Idee „Fairer Handel gegen die Armut in der Welt“? einige Mitglieder können das nicht
mittragen und verlassen darauf den AK.
Mit Fritz Blochers Bürgschaft bezüglich der Miete trauen wir uns, richten den großen
Raum mit gebrauchten Regalen eines Fabriklagers und viel Eigenleistung auch der
zugehörigen Ehemänner ein. Wir nehmen die Produkte der Altdorfer Mühle dazu, um
neue Kundenkreise anzuwerben. Im AK wird heftig diskutiert: Fairer Handel und
Mühle aus Altdorf……?
Wir sind nun ein kleines Unternehmen und müssen die Aufgabengebiete noch mehr
verteilen. Die Waren müssen zum großen Teil immer noch im Zentrallager der Gepa geholt
werden. Bei steigendem Umsatz wird das immer wieder schwieriger. Ursel Weste managt die Gepa, Uschi Werner bestellt bei dwp Ravensburg, ich die Mühlenprodukte, die von Herrn Schwertschik geholt werden. Es gibt Zuständigkeiten für die Buchhaltung und die Gegenprüfung, für die Schaufenstergestaltung und Öffentlichkeitsarbeit. Letzteres ist hauptsächlich Fritz Blochers Aufgabengebiet.

Im großen Laden finden nun immer wieder Themenabende statt, Vorträge, kleine Konzerte, Verkostungen und sonstige Aufführungen.
Bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Kirche etc. werden zu Samstagsgesprächen
mit unseren Kunden in den Laden eingeladen. Schulklassen finden den Weg mit ihren Lehrern, ältere Schüler machen ein Praktikum bei uns oder wir gehen in die Schulen und erklären die Zusammenhänge und Ungerechtigkeiten im Welthandel.
Als ich im Jahr 2002 aus der Weltladenarbeit  ausschied, bestand kein Zweifel mehr daran, dass das Wagnis mit dem neuen Laden geglückt war.

[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

    • Wir über uns

       

      • Fairer Handel ist wirkungsvolle Entwicklungspolitik und wird daher vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert. Er bietet den Entwicklungsländern Hilfe zur Selbsthilfe. Kleinbauern und Produzenten schliessen sich zu Produzentengruppen zusammen und nehmen als basisdemokratisch organisierte Genossenschaften am Fairen Handel  teil. Sie erhalten mehr Geld für ihre Produkte als auf dem Weltmarkt und zusätzlich einen FairTrade Aufschlag. Dadurch können sie in ihre wirtschaftliche und soziale Existenz investieren. Auf diese Weise werden sie schrittweise in den Weltmarkt integriert.

     

    •  Jeder Weltladen hat sich diesem entwicklungspolitischen Prinzip angeschlossen.
    • Der Weltladen Böblingen existiert schon seit über 25 Jahren, zunächst einmal im „Grünen Turm“ und dann in der Stadtgrabenstrasse 27 in Böblingen.
    • Seit Anfang September 2018 ist er auf dem Postplatz 10 in 71032 Böblingen.
    • Er ist zu einem festen Bestandteil der Böblinger Innenstadt geworden.  Hier sind ca. 30 Mitarbeiter-innen ehrenamtlich tätig ,  z.B. im Wareneinkauf, Schaufensterdekoration, Öffentlichkeitsarbeit und weiteren Funktionen.

    Getragen wird der Weltladen vom Arbeitskreis Dritte Welt  Böblingen e.V.

    Die derzeitigen Vorstände sind:

    Silke Ederer

    Christa Gauß

    Kurt Gaiser

    Der Arbeitskreis ist außerdem bestrebt durch Vorträge und Ausstellungen

    auf die Situation in der sog. Dritten Welt aufmerksam zu machen.

    Jeder der im Weltladen einkauft unterstützt somit unser Anliegen.

    Der Weltladen Böblingen befindet sich

    auf dem

    Postplatz 10

     71032 Böblingen

    Tel 07031-224100

    Die Öffnungszeiten sind ab 10. September

    Mo-Fr 9.30 Uhr bis 18.30 Uhr

    Sa 9.30 Uhr bis 13 Uhr

    Mail: weltladenbb@t-online.de

    Wir suchen Menschen, die Lust haben, sich ehrenamtlich für eine offene, transparente, ökologische und nachhaltige Form des Wirtschaftens zu engagieren. Ob im Verkauf, der Informations- oder Bildungsarbeit – die Möglichkeiten, in unserem Team mitzumachen sind vielfältig und lassen sich bestimmt auch in Deinen Alltag integrieren! Neben regelmäßigen Aufgaben gibt es bei uns auch immer wieder einzelne zeitlich befristete Projekte, für die wir Unterstützer/innen suchen. Viele Aufgaben erfordern keine speziellen Vorkenntnisse, sondern nur Deine Bereitschaft, Deine Fähigkeiten einzubringen und eventuell in neuen Bereichen dazuzulernen.

    Wir bieten ein nettes Team aus Engagierten mit vielfältigen Möglichkeiten, sich selbst einzubringen. Eine Gemeinschaft, die Dich herzlich aufnimmt, einarbeitet und bei Fragen zur Verfügung steht. Fortbildungsmöglichkeiten nach Deinen Interessen und Aufgaben.

    Ansprechpartner/in:
    Vorname Name
    Kontaktdaten

    Wir freuen uns auf Dich!