Das Weltladen-Team backt aus dem Rezeptbuch des fairen Handels. Serviert wird das Backwerk allen, die am Samstag 18. September durch die Bummelgasse flanieren und Lust auf eine Kostprobe haben. Am Stand direkt vor dem Weltladen wartet darüber hinaus ein Angebot schöner Saisonartikel – Fairlass-Artikel sozusagen -, die nun für das Herbstsortiment Platz machen müssen. Anlass für den Straßenstand ist die diesjährige Faire Woche, die unter dem Motto „Zukunft fair gestalten“ steht und sich thematisch speziell den menschenwürdigen Arbeitsbedingungen zuwendet.
Nun fällt es nicht immer leicht, in der aktuellen Welt des Aufruhrs mit ihren klimatischen Katastrophen, politischen Wirren, tangierten Freiheiten und im Strudel persönlich empfundener Hilflosigkeit einen isolierten Blick auf faire Arbeitsbedingungen zu werfen. Es fließen Missstände ineinander, aus denen derzeit ein schier unübersehbares Durcheinander zu erwachsen scheint und Bemühungen um eine bessere Welt schwieriger denn je erscheinen. Was ist die Antwort? Resignation darf es nicht sein, Wegschauen auch nicht.
Bei all den sich überstürzenden Ereignissen, sozusagen im Chaos der Missstände 2021, sind und bleiben menschenwürdige Arbeitsbedingungen ein ganz bedeutender und vorrangiger Baustein bei der Renovierung unserer gemeinsamen Welt. Sie sind die Voraussetzung für Gesundheit, Bildung, für Mitbestimmung und gesellschaftliche Teilhabe, kurzum: für Verhältnisse, in denen Armut und Hunger reduziert und auch benachteiligte Regionen zu einem lebenswerten Lebensraum gestaltet werden können.
Derzeit leiden weltweit Abermillionen Menschen unter katastrophalen Arbeitsbedingungen. Kinderarbeit ist an der Tagesordnung, eine moderne Sklaverei hat sich etabliert, von der allein eine rücksichtslose, gewinnorientierte Wirtschaft profitiert. An erster Stelle auf der Liste menschenwürdiger Arbeitsbedingungen steht die Gesundheit. Nur wenn ich gesund bin, kann ich überhaupt arbeiten. Nur wenn ich arbeiten kann, kann ich mich und meine Familie ernähren, kann ich an dem Bildungsangebot teilhaben, kann ich es mir und meinen Kindern ermöglichen, der Armut und dem sozialen Abseits zu entkommen. Um diese Gesundheit zu fördern und zu erhalten, gehören wirksame Arbeitsschutzmaßnahmen genauso zu den menschenwürdigen Arbeitsbedingungen wie zumutbare Arbeitszeiten. Eine faire und existenzsichernde Bezahlung sichert den Lebensunterhalt und Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung.
Die Faire Woche 2021 zeigt anhand vieler positiver Beispiele auf, wie es auf der Basis fairer Leitprinzipien sehr wohl gelingen kann, diese hochgesteckten Ziele zu erreichen und menschenwürdige Arbeitsbedingungen auch dort durchzusetzen, wo bislang nur die wirtschaftlichen Interessen einiger weniger im Vordergrund stehen und das Wohl der Arbeitnehmer:innen kaum einen Stellenwert hat.
Mit eigenem Land zu wirtschaftlicher Unabhängigkeit konnten z. B. Kleinbäuer:innen aus dem brasilianischen Bundesstaat Paraná gelangen, die mit Hilfe der brasilianischen Landlosenbewegung MST ungenutztes Land besiedeln konnten und sich 1991 zur Produktionseinheit COPERMATE zusammenschlossen. Sie verarbeiten und exportieren Matetee, der u. a. über den Fairen Handel vertrieben wird. Die Verarbeitungsanlage befindet sich im Gemeinschaftsbesitz von ca. 200 Siedler:innen und wird von über 600 Kleinproduzent:innen aus der Region beliefert. Der Bio-Mate wird in Mischkultur mit Reis, Mais, Bohnen, Kartoffeln und anderem Gemüse nach den Richtlinien des Biolandbaus angebaut.
Auf der anderen Seite des Atlantik, im afrikanischen Ghana, arbeiten 2.200 Kakao-Kleinbäuer:innen in der Kooperative Fanteakwa im Kakao-Anbau. Ist der Kakao-Anbau normalerweise durch Verlustrisiken durch Wetterextreme, durch schwankende und unkontrollierbare Weltmarktpreise ein unberechenbares Geschäft, setzt in Fanteakwa der Faire Handel an – mit einem gesicherten Mindestpreis, der Risiken auffängt und für die Kakaoproduzierenden Planungssicherheit schafft.
Nur zwei Beispiele von vielen, die zeigen, wie erfolgreich ein Engagement für eine gerechtere, faire Welt sein kann. Und die uns zeigen, dass wir uns von der gegenwärtigen Komplexität der Ereignisse und den zunehmenden Baustellen nicht irritieren lassen dürfen, sondern unsere Möglichkeiten und Kräfte mehr denn je nutzen müssen, auf die sich überschlagenden Ereignisse mit gezieltem Engagement zu reagieren und etwas gegen die Missstände zu tun. Jeder, wie und wo er kann und es für wichtig erachtet. Der Kauf fair gehandelter Waren ist dabei einer der Wege zu mehr sozialer Gerechtigkeit, den jeder beschreiten kann.
Das Weltladen-Team Babenhausen lädt herzlich dazu ein und freut sich auf zahlreiche Besucher:innen und Verkoster:innen am Stand zur Fairen Woche 2021 am 18. September von 9.30 bis 12.30 Uhr direkt vor dem Weltladen Schlossgasse 2/Ecke Fahrstraße. Neben Gebäck und schönen Produkten gibt es für Interessierte detailliertes Informationsmaterial zur Fairen Woche und zum fairen Handel.
Das Titelbild zeigt Mina Antwiwaa von der Fanteakwa District Co-Operative Cocoa Farmers and Marketing Union, Ghana. Sie ist 54 Jahre alt, verheiratet, hat sieben Kinder und ist seit 38 Jahren Kakaobäuerin. Der Faire Handel unterstützt sie dabei, ihren Kindern eine gute Bildung zu ermöglichen:Zwei ihrer Kinder haben die Schule bereits abgeschlossen
( Foto: Fairtrade, Nipah Dennis).