Ziele des fairen Handels sind gesicherte Mindestpreise, gerechte Löhne, selbst bestimmte genossenschaftliche Produktion und die Einhaltung elementarer arbeitsrechtlicher Standards. Dabei bestimmen Regeln wie umweltschonende Herstellung und die Transparenz der Lieferketten den partnerschaftlichen Umgang von Produzent*in und Käufer*in. Es geht im Fairen Handel aber auch und in Zukunft verstärkt um das Beenden von Abhängigkeiten, die ein Erbe der Kolonialzeit sind. Noch immer dient die kleinbäuerliche Landwirtschaft in Entwicklungsländern als billiger Rohstofflieferant des globalen Nordens, der sich durch industrielle Weiterverarbeitung und Veredelung, etwa Rösten, Mahlen und Verpacken des Kaffees, den in der Wertschöpfungskette finanziell lukrativsten Teil gesichert hat. Ein Milliardengeschäft großer Player mit weit gespanntem Händlernetz. Obendrein schützt der deutsche Staat die Marktmacht der hiesigen Kaffee-Veredler, indem er auf Fertigprodukte aus Übersee Zoll erhebt, während das Rohprodukt Kaffeebohne ohne Aufschlag importiert werden kann. Dieser Protektionismus schreibt die asymmetrischen Beziehungen der Kolonialzeit fort. Er unterbindet eigenständige industrielle Entwicklung, die Menschen eine Zukunft bietet. Aktuell stammen nur vier Prozent des in Deutschland getrunkenen Kaffees aus fairem Handel. Und auch bei zertifiziertem Bio Fair-Trade-Kaffee, der in Deutschland mit knapp 40 Prozent den Löwenanteil des Umsatzes fair gehandelter Lebensmittel ausmacht, steht nur ein Bruchteil als verpackter, komplett im Herkunftsland erzeugter Röstkaffee im Ladenregal.

 

Mit der Verlagerung der Wertschöpfung vom Norden in den Süden entstehen mehr Arbeitsplätze im Herkunftsland. Mehr Geld fließt zurück. Unser Ziel ist die 100prozentige Wertschöpfung vor Ort für alle Sortimente. So erhält eine zertifizierte Kaffee-Kooperative in Kolumbien mit eigener Rösterei vom Verkaufspreis in Deutschland für ihr Produkt das Dreifache dessen, was sie an den Bohnen verdient hätte. Komplette Wertschöpfung im Ursprungsland schafft neue Ausbildungsberufe. Das Zusammenfassen aller Verarbeitungsschritte lässt neue Wirtschaftszweige wie die Verpackungsindustrie entstehen, die in Ländern des globalen Südens wenig verbreitet sind. Die Kaffee-Bäuerin und Mutter Magali Aguilar aus Honduras hat sich im Rahmen des Röstprojekts ihrer Kooperative APROLMA, eines von 69 Frauen getragenen Betriebs, zur Röstmeisterin fortgebildet. Mit der Herstellung ihres ersten Bio-Fertigprodukts, das wir hier im Weltladen verkaufen, sind die Bäuerinnen auf dem Weg zum gemeinsamen Kleinunternehmen. Die Kaffee-Kooperativen können ihr hochwertiges Endprodukt endlich vor Ort auf dem heimischen Markt absetzen.

 

Das gilt vor allem für Rohstoffe wie Kaffee oder Kakao. Die längere Verarbeitungskette bietet Perspektiven für junge Menschen, Menschen, die sich ohne berufliche Zukunft in ihrer Heimat oft auf den gefährlichen Weg nach Europa machen. Ausgebildeter Nachwuchs ist wichtig, um den Betrieben eine langfristige Perspektive zu sichern. Wir im Weltladen schaffen mit unseren Produkten in Afrika, Lateinamerika und Asien solche Arbeitsplätze. Eine volle Wertschöpfung im Herkunftsland gilt bereits heute für unser reichhaltiges Kunsthandwerkssortiment. Handwerksprodukte wie Klangschalen oder Bolga-Taschen aus Ghana werden vor Ort gefertigt, etikettiert und verpackt. Auch die Etiketten werden, von Ausnahmen abgesehen, von den Unternehmen im globalen Süden gedruckt. Bei den Fairtrade-Lebensmitteln wächst die Anzahl der im Ursprungsland gefertigten Waren in unserem Laden stetig. Neben einigen Röstkaffees sind es lose Tees in handgeschöpften Verpackungen, getrocknete Mangos, Datteln, Mascobado-Vollrohrzucker, Reis, Wein, Marmeladen, Bananen-Chips und viele andere Produkte, die abgepackt nach Deutschland geliefert werden. Das Fairtrade-Handelsunternehmen Gepa zählt davon aktuell über 40 Lebensmittel. Unser Partner El Puente vertreibt 104 Produkte, hergestellt im Herkunftsland. Der Anbieter Weltpartner in Ravensburg bringt es auf 36 Lebensmittel mit 100prozentiger Wertschöpfung in Übersee. Einen großen Teil dieses breiten, qualitativ hochwertigen Sortiments finden Sie in unseren Regalen.