Wie in Wehrheim alles begann:
Ulrich Tauber, von 1968 bis 2000 evangelischer Pfarrer, und Gisela Tauber, die von ihrer Schwester in Frankfurt den Fairen Handel kannte, waren die Pioniere des in Wehrheim. Ihr Credo war es, die Weltläden mit ihrem Nischendasein überflüssig zu machen, will heißen: Fairer Handel wird zur Maßgabe für alle Unternehmen. Dass das ist bis heute nicht gelungen ist, bedauern beide. Noch immer bestimmen große Handelsketten die Preise, mit denen kleine Produktionsgemeinschaften nicht mithalten können.
Die Fair-Handels-Bewegung in Wehrheim ist der evangelischen Kirchengemeinde angeschlossen, konfessionelle Beschränkungen hat es allerdings nie gegeben. Zu Beginn hieß das Geschäft „Dritte-Welt-Laden“, doch davon verabschiedeten sich die Verantwortlichen, um zu verdeutlichen, was Umweltkatastrophen und die Corona-Pandemie gezeigt haben: die Menschen sitzen alle in einem Boot, in einer Welt und sind voneinander abhängig. Neben dem Weltladen Wehrheim gibt es seit 2007 den Verein Eine Welt Wehrheim, der den Laden unterstützt und die Erlöse weiterleitet. Die gehen zum Großteil an die Menschen der Partnerkirche CEBA in Lubumbahsi, der zweitgrößten Stadt der Demokratischen Republik Kongo. Diese Partnerschaft – ebenfalls initiiert von Ulrich und Gisela Tauber – begann etwa zur gleichen Zeit wie der Faire Handel in Wehrheim. Vom Erlös wurden in der Vergangenheit aber auch Behinderteneinrichtungen oder das Flüchtlingslager auf der Insel Lesbos unterstützt.
Entwicklung
Der Weltladen Wehrheim hat sich seit 1975 fortwährend weiterentwickelt, von Verkaufsangeboten nach dem Gottesdienst oder auf Märkten, ist er mit seinem Ladenlokal im Parterre des evangelischen Gemeindehauses heute Teil des Wehrheimer Geschäftslebens. Die rund 20 ehrenamtlichen Mitarbeiter – einige von ihnen sind von Anfang an dabei – sind mit ganzem Herzen dabei, sie wissen, wofür sie sich einsetzen, achten Nachhaltigkeit – haben Seifenstücke und festes Shampoo anstelle der flüssigen Variante im Angebot, verkaufen Bananen aus kleinen Initiativen im wöchentlichen Abonnement und Gartendekoration aus Altmetall.
Nachhaltiger Wald
Haben die Wehrheimer bereits tausende Baumschösslinge in ihrem Wald gepflanzt, so hat der Weltladen Armbänder des Eden-Projekts im Angebot, deren Kauf die Pflanzung von Bäumen auf Rodungsflächen in Afrika und Lateinamerika unterstützt.
Die Kommunalpolitik ist gefragt
Die Politik kann viel zu einer fairen Welt beitragen. Und zwar nicht nur die in Berlin, die endlich das Lieferkettengesetz verabschiedete. Beim kürzlichen Weltladentag in Wehrheim unter dem Thema „Tapetenwechsel – Veränderungen müssen her“ haben Kunden Politiker aufgefordert, ihre Entscheidungen im Sinne einer gerechten Welt, für Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu treffen. Der Kauf von fair gehandelten und regionalen Produkten ist wichtig für globale Gerechtigkeit, noch bedeutender ist indes politisches Handeln.
Da auch heimische Politiker etwas tun können, haben wir sie erneut dazu aufgefordert, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Wehrheim den Titel Faire Kommune bekommt. Mitarbeiter des Weltladens hatten bereits im vergangenen August mit der entsprechenden Bitte ein Ermutigungspaket überreicht.
Der Hochtaunuskreis hat’s vorgemacht. Er hat mit Unterstützung unseres Weltladens und hiesiger Selbstvermarkter die Zertifizierung „Fairer Kreis“ erhalten.
Faire Kommune – Fair Trade Town
Der Hochtaunuskreis ist seit nun als faire Kommune zertifiziert, und setzt seitdem darauf, dass Kunden verstärkt regional, bio und fair einkaufen. Unter dem Stichwort: „Global denken, lokal handeln“, soll die Zertifizierung Verbrauchern ihre Verantwortung für Handel und Arbeitsbedingungen auf der ganzen Welt bewusst machen. Fairtrade-Kommunen tragen dazu bei, die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 umzusetzen.
Wir sind die Initiatoren der Fairen Kommune und gehören zur Steuerungsgruppe, die die Kriterien – meist in Wehrheim schon vorhanden – zusammen sucht, um auch Faire Trade Town Wehrheim zu werden. Dies bedeutet nicht, dass die Gemeinde über Nacht zur Stadt wird, sie könnte aber das erste Dorf im Kreis sein, das dieses Zertifikat beim Verein Fairtrade Deutschland beantragt.
Mitmachen im Weltladen Wehrheim
Wir suchen Menschen, die Lust haben, sich ehrenamtlich für eine offene, transparente, ökologische und nachhaltige Form des Wirtschaftens zu engagieren. Ob im Verkauf, der Informations- oder Bildungsarbeit – die Möglichkeiten, in unserem Team mitzumachen sind vielfältig und lassen sich bestimmt auch in Deinen Alltag integrieren! Neben regelmäßigen Aufgaben gibt es bei uns auch immer wieder einzelne zeitlich befristete Projekte, für die wir Unterstützer:innen suchen. Viele Aufgaben erfordern keine speziellen Vorkenntnisse, sondern nur Deine Bereitschaft, Deine Fähigkeiten einzubringen und eventuell in neuen Bereichen dazuzulernen.
Wir bieten ein nettes Team aus Engagierten mit vielfältigen Möglichkeiten, sich selbst einzubringen. Eine Gemeinschaft, die Dich herzlich aufnimmt, einarbeitet und bei Fragen zur Verfügung steht. Fortbildungsmöglichkeiten nach Deinen Interessen und Aufgaben.
Ansprechpartnerin
Gerrit Mai
weltladen@kirche-wehrheim.de
(06081) 59512
Wir freuen uns auf Dich!